Manfred Wekwerth

 

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Manfred Wekwerth 1952
Manfred Wekwerth 1952

 

1954 Kreidekreisprobe mit Bertolt Brecht
1954 Kreidekreisprobe mit Bertolt Brecht
(ganz links: Karl-Maria Weber)

 

11954 Kreidekreisprobe mit Bertolt Brecht
1954 "Kreidekreis"-Gruppe mit Brecht, Isot Kilian,
Hans Bunge, Käthe Rülicke, Wekwerth
und Ernst Busch (v.l.n.r.)

 

Paris-Gastspiel 1955: Wekwerth, Brecht, Busch, Kilian
Paris-Gastspiel 1955: Wekwerth, Brecht,
Ernst Busch, Isot Kilian

 

1956: The Playboy of the Western World mit Heinz Schubert
1956: Heinz Schubert als Christopher Mahon
am BE in "The Playboy of the Western World"

 

1957 im BE: Optimistische Tragödie
1957 im BE: "Optimistische Tragödie", Szene mit
Günter Naumann, Bruno Carstens, Ekkehard Schall
Foto: Percy Paukschta

 

1. Mai 1958 mit Helene Weigel, Peter Voigt, Anna-Elisabeth Wiede, Peter Hacks
1. Mai 1958 mit Helene Weigel, Peter Voigt,
Anna-Elisabeth Wiede, Peter Hacks

 

1959 im "Budapest": Manfred Wekwerth, Guy de Chambure, Helmut Baierl, Peter Palitzsch, vlnr
1959: Manfred Wekwerth, Guy de Chambure,
Helmut Baierl, Peter Palitzsch (v.l.n.r.)

 

"Arturo Ui" mit Ekkehard Schall
1959 "Arturo Ui"-Probe mit Siegfried Kilian,
Hilmar Thate und Ekkehard Schall (v.l.n.r.)

 

"Arturo Ui" mit E. Schall und Günter Naumann
1959 Probenarbeit mit Ekkehard Schall und
Günter Naumann für "Arturo Ui" ©Vera Tenschert

 

195x Maidemonstration mit Helene Weigel
1961 zur Maidemonstration
mit Helene Weigel

 

1962: Probe zu "Die Tage der Commune" mit Guy de Chambure, Manfred Wekwerth, Helene Weigel, Kurt-Georg Simmgen, Joachim Tenschert
1962: Probe zu "Die Tage der Commune" mit
Guy de Chambure, Manfred Wekwerth,
Helene Weigel, Hans-Georg Simmgen,
Joachim Tenschert (v.l.n.r.) ©Maria Steinfeldt


1962: Szene aus "Die Tage der Commune" mit Renate Richter, Hilmar Thate, Gisela May, Peter Kalisch, Angelica Domröse, Stefan Lisewski, Wolf Kaiser, Manfred Karge, Klaus Tilsner
1962: Szene aus "Die Tage der Commune" mit
Renate Richter, Hilmar Thate, Gisela May,
Peter Kalisch, Angelica Domröse, Stefan Lisewski,
Wolf Kaiser, Manfred Karge, Klaus Tilsner (v.l.n.r.)
©Vera Tenschert

 

1963 in der "Möwe" mit Sophia Loren, Carlo Ponti, Vittorio de Sica, Helene Weigel
1963 mit Carlo Ponti, Sophia Loren, Wolf Kaiser,
Vittorio de Sica, Kurt Bork, Helene Weigel
in der "Möwe" ©Karl Leher

 


1963 Arbeit am "Coriolan" mit Paul Dessau

 

1965 mit Helene Weigel in der BE-Kantine
1965 mit Helene Weigel in der Kantine des BE
©Vera Tenschert

 

1966 in Venedig mit Hilmar Thate, Giogio Strehler, Paolo Grassi, Helene Weigel
1966 in Venedig: Hilmar Thate, Wekwerth,
Paolo Grassi, Giorgio Strehler, Helene Weigel

 

 1966 mit Paolo Grassi in Venedig
1966 Wekwerth mit Giorgio Strehler in Venedig

 

1966 mit Elisabeth Hauptmann in Stratford on Avon
1966 mit Elisabeth Hauptmann in Stratford on Avon

 

Mai 1967 bei Weigel in Buckow: Baierl, Wekwerth, Tenschert
Mai 1967 bei Helene Weigel in Buckow mit
Helmut Baierl und Joachim Tenschert
©Vera Tenschert

 

Wekwerth und Tenschert 1971 bei der Arbeit am "Coriolan"
1971: Wekwerth und Tenschert bei
der Arbeit am "Coriolan" in London

Anthony Hopkins am National Theatre als Coriolan
1971 "Coriolanus" am National Theatre London:
Szene mit Anthony Hopkins

1971 Anthony Hopkins und Michael Turner in "Coriolan"
Michael Turner (Cominius) und Anthony Hopkins
(v.l.n.r.) in "Coriolanus"

 

1971: 1. Drehtag für "Optimistische Tragödie"
1971: 1. Drehtag für "Optimistische Tragödie"
mit Renate Richter (Kommissarin) und Rolf Ludwig
(Kommandeur) ©DFF/DEFA, Winkler

 

1972: Fernseh-Show mit Reinhard Lakomy, Günther Fischer, Renate Richter, Eddie Greiser
Fernseh-Show von 1972 mit Reinhard Lakomy,
Günther Fischer, Renate Richter, Eddie Greiser
(v.l.n.r.) Foto: Herbert Schulze

 

1973 Dreharbeiten in Bulgarien für "Zement"
1973: Dreharbeiten in Bulgarien für "Zement"

 

1976 am Zürcher Schauspielhaus: Proben zu Richard III. von Shakespeare
1974: Probe am Schauspielhaus Zürich mit
Renate Richter und Helmuth Lohner zu
Shakespeares "Richard III."

 

1976 "Der gute Mensch von Sezuan" in Zürich
1976 "Der gute Mensch von Sezuan"
mit Renate Richter und Fred Tanner in Zürich
©Leonhard Zubler

 

1979: Dreharbeiten zu "Happy End"
1979 Dreharbeiten zu "Happy End"
(r: Leon Niemczyk): Demonstration ...

1979 Pressekonferenz in der AdK der DDR u.a. mit Neutsch und Wolf
... und Ausführung (Dreharbeiten zu "Happy End"
1979 mit Inge Keller und Leon Niemczyk)

 

1979: Arbeit am "Großen Frieden" mit Volker Braun
1979: Arbeit an "Großer Frieden" mit Volker Braun

 

1979 am Burgtheater: Helmuth Lohner als Prinz von Homburg
1979 am Burgtheater:
Helmuth Lohner als Prinz von Homburg

 

1980 "Courage"-Probe mit Gisela May

1980 "Courage"-Probe mit Gisela May

1980 "Courage"-Probe mit Gisela May
Drei Probeszenen von 1980 mit Gisela May
für "Mutter Courage und ihre Kinder"

 

1980 mit Karl von Appen an seinem 80. Geburtstag im BE-Foyer
1980 mit Karl von Appen an seinem
80. Geburtstag im BE-Foyer ©AdK der DDR

 

"Turandot" 1981 am Berliner Ensemble
"Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher"
1981 am Berliner Ensemble ©Vera Tenschert

 

1983 mit Harry Belafonte in der AdK der DDR
1983: Harry Belafonte wird Korrespondierendes
Mitglied der AdK der DDR (li hinten: Heiner Carow)

 

1984 Arbeit an "Troilus und Cressida" mit Tenschert, Grund, Quintana (v.r.n.l.)
1984: Arbeit an "Troilus und Cressida" mit
Joachim Tenschert, Manfred Grund und
Alejandro Quintana ©Vera Tenschert

 


1987 im Berliner Ensemble mit
Peter Voigt, Peter Palitzsch ©Vera Tenschert

 


1988 in der AdK der DDR mit
Hans Mayer nach seinem Karl-Kraus-Vortrag, den er auf Einladung der Akademie in Berlin hielt, sowie dessen Assistenten Manfred Diersch; Foto: AdK (aus Leipziger Volkszeitung)

 


1989 am Berliner Ensemble:
"Der Selbstmörder" von Nikolai Erdman
(Renate Richter, Martin Seifert,
Carmen-Maja Antoni - v.l.n.r.)

 

Anthony Hopkins und Constance Cummings 1971 am National Theatre London
Anthony Hopkins als Coriolan 1971 am National
Theatre London (mit Constance Cummings)

 

2001 mit Elmar Faber im Brecht-Haus
2001 Öffentliches Gespräch mit Elmar Faber
im Brecht-Haus ©A. H.-W. Müller

 

1999 Theater des Ostens:Iphigenie auf Tauris
1999: Iphigenie auf Tauris im "Theater des Ostens"
mit Vera Oelschlegel (Iphigenie)
und Franz Viehmann (Arkas)

 

2000 Lesung im WTT Remscheid mit Renate Richter
2000: Lesung im WTT Remscheid mit Renate Richter

 

1995 neues theater Halle: Herr Puntila und sein Knecht Matti
1995 in Halle: Falk Rockstroh
und Hilmar Eichhorn (Puntila) v.l.n.r.

 

1999 mit Renate Richter in Eltville
1999 mit Renate Richter in Eltville

 

2001 Postkarte für "Jedermann"
Plakat: Helmut Brade

2003 Postkarte für "Doktor Faustus"
Plakat: Helmut Brade

 

2002 Honorary Fellow of the Rose Bruford College London
2002: Honorary Fellow of the Rose Bruford College
London

 

2004 mit Werner Mittenzwei
Freunde: mit Werner Mittenzwei (2004)
©A. H.-W. Müller

 

2004 zur Buchmesse in Havanna
Buchmesse in Havanna, Februar 2004
mit Orestes Sandoval (l.) u. Abel Prieto Jimenez,
kubanischer Kulturminister (r.)

2004 zur Buchmesse in Havanna mit Renate Richter
MIT BRECHT IN HAVANNA
zur Buchmesse 2004 mit Renate Richter

 

2005: Pressefest der UZ in Dortmund
2005: mit dem Brecht-Programm
DAS SCHICKSAL DES MENSCHEN IST DER MENSCH
beim Pressefest der "UZ" in Dortmund
(Syman, Renate Richter, Manfred Wekwerth - v.l.n.r.)
Foto: M. Idler

 

2005: STARS in der Alten Oper Erfurt
2005: STARS in der Alten Oper Erfurt mit
Renate Richter, Wolfgang Boos, Hendrik Duryn,
Rose Marie Vischer, Edwin Gellner, Fritzi Eichhorn,
Ingolf Gorges (v.l.n.r.)

 


2006: wieder in Buckow
(bei einer Exkursion mit der "Hellen Panke")
(Foto: A. Haas)

 

2006 in Istanbul mit Zeliha Berksoy
2006: Brecht-Programm in Istanbul
(mit Zeliha Berksoy)

 

Preisverleihung 2007: Rolf Becker
"Preis für Solidarität und Menschenwürde"
2007 in Berlin: Rolf Becker hält die Laudatio

 


mit David Salomon auf dem Podium im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin, Mai 2008

 

Brecht-Rockkonzert im Kino BABYLON
2007 im Kino Babylon in Berlin:

Brecht-Rockkonzert im Kino BABYLON
Rockband EMMA tritt nach dem Ostermarsch
mit dem Brecht-Programm IN DER SÜNDER SCHAMVOLLEM GEWIMMEL auf

Die neue CD von Emmas "verrocktem Brecht" -
erschienen im Verlag Wiljo Heinen.

 


Buchvorstellung in Buckows Brecht-Weigel-Haus
am 21. November 2010 ...


... Renate Richter und Hilmar Thate lesen ...


... Manfred Wekwerth auch.

 


2010 erschien die neue Inszenierung
von Brechts "Versifizierung" des Kommunistischen Manifests
als CD beim Verlag Wiljo Heinen.

 


Renate Richter und Manfred Wekwerth
lesen aus: "Neues vom alten Brecht" ...


... und diskutiert wurde auch bei der
Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht
und Menschenwürde am 20. Mai 2011

 


Am 11. September 2011
Konzert mit EMMA, der Rockband,
die sich an Brecht erinnert,
in Buckow


vor dem Konzert: Alles muß
auf diesen Spielort eingerichtet werden.


Vor dem malerischen Hintergrund
des Schermützelsees
suchen alle ein gutes Plätzchen.


... und gleich geht's los ...

 


Walzer im riesigen Saal von Wintzingerode:
Die vierzigjährigen Geburtstagskinder
und Manfred Wekwerth mit Renate Richter.

Geboren am 3. Dezember 1929 in Köthen/Anhalt. Mutter Telefonistin, ohne Vater aufgewachsen. 1940 Mittelschule, 1942 Oberschule. 1945 Drei Tage „Volkssturm“, nach „Beförderung“ zum „Panzerjagdkommando“ (mit Fahrrad und Panzerfaust) Krieg privat durch Nachhausegehen beendet, Beschluß, in diesem Leben nicht militärisch tätig zu werden (durchgehalten).

1946 Beitritt zur „Arbeitsgruppe Theater“ des neu gegründeten Kulturbundes, erste Aufführung: Hofmannthals „Tor und Tod“.

April 1947 in der Kirche St. Jacob Totentanzspiel gegen den Krieg: „Der todesmüde Tod“ von Pfarrer Karl Hüllweck, einem Anhänger Kierkegaards

September 1947 im Extra-Chor des Stadttheaters Köthen. „Chorherr“ (Bariton) in Verdis „La Traviata“, in Nico Dostals „Clivia“ und, neben All-round-Star Horst Tappert, in Nelsons „Hoheit amüsiert sich“.

1946 Mitglied der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDP), aktive Wahlpropaganda für die LDP mit selbst gefertigten und geklebten Plakaten wie DIE KOMMUNISTEN WOLLEN DIE WEIBERGEMEINSCHAFT. Die LDP wird in Köthen stärkste Partei.
1947 Austritt aus LDP wegen Alt-Nazis, die zum „Kampf gegen die Russen“ aufrufen.

1948 Abitur, aber erst nach Intervention der Mutter bei der Landesregierung gegen die von der Schulleitung verhängte Nichtzulassung zum Abitur wegen „moralischer Unreife“. Grund: Nach einem verlängerten Tanzabend am Sonntag, am Montag der Schule „krankheitshalber“ ferngeblieben und am nächsten Tag auf die Frage des Oberstudiendirektors, ob Sonntagnacht „durchgetanzt“ wurde, geantwortet (um nicht zu lügen und auch nicht die Wahrheit zu sagen, da beides Rausschmiß!!): „Ich kann mich nicht erinnern“. Empörung beim Lehrerkollegium, aber kein Rausschmiß. Dafür eben Nichtzulassung zum Abitur wegen „moralischer Unreife“.

1949/50 Neu-Lehrer für Mathematik und Physik. „Disziplinierung“ einer „aufsässigen“ 6. Klasse (49 Jungen, zwei Mädchen) durch Einstudierung des russischen Märchens „Goldjäger“. Nach der Aufführung „Tournee“-Einladungen zu anderen Schulen.

1950 eigene Theatergruppe bei der „Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft“. Erste Inszenierung: „Wassa Shelesnowa“ von Maxim Gorki. Durch Vermittlung des sowjetischen Stadtkommandanten, eines Liebhabers von Gorki, Premiere auf der Bühne des Stadttheaters Köthen.

1950 Zufällige Entdeckung eines Einakters „Die Gewehre der Frau Carrar“, Autor: Bert Brecht. Die Premiere in der Landeszeitung „Freiheit“ angekündigt mit dem Vermerk „Der Autor Bert Brecht ist anwesend.“ Das Ganze ausgeschnitten und an BERT BRECHT, BERLINER ENSEMBLE geschickt. Brecht läßt sich wegen Erkältung entschuldigen, Helene Weigel schickt die zwei Busse des BE. Fahrt der ganzen Gruppe einschließlich eines 30-Mann Chores der Lohmannschule, der die selbstgeschriebenen Lieder singt, nach Berlin.


21. Februar 1951 Vorführung auf der Probebühne des BE vor geladenen Berliner Gästen (Intendanten, Schauspieler, Kritiker, Politiker). Begeisterung für die „jungen Leute, die ein halbes Jahr daran gearbeitet haben“ (Weigel). Nur Brecht hat kritische Einwände und probiert mit der Gruppe bis Mitternacht. Mitternacht engagiert er den Hauptdarsteller Erich Franz, von Beruf Dreher. Am nächsten Morgen, kurz vor der Rückfahrt, den Regisseur.

1. März 1951 Mitglied des Berliner Ensemble. Zunächst Eleve, von den Großkopfeten der Dramaturgie geschnitten, von Helene Weigel begrüßt. Sofortige Aufforderung, „Helli“ zu ihr zu sagen und „du“. Nach drei Tagen bereits Regieassistenz bei Brechts Neueinstudierung „Mutter Courage“ mit Ernst Busch und Erwin Geschonneck. Erste „selbständige“ Probe mit Busch, als Brecht ans Telefon gerufen wird. Krach mit Busch wegen Bemerkung, er sei zu laut. Sofortige Entschuldigung Wekwerths. Busch nennt ihn am nächsten Morgen wegen der Entschuldigung „einen Dussel“, er sei wirklich zu laut gewesen.

1952 Vertrag als Regieassistent, zugleich tägliche Mitarbeit bei Brecht

1953 erste eigene Regiearbeit: „Die Mutter“ von Brecht am Neuen Theater in der Scala in Wien unter der künstlerischen Leitung von Brecht, der zur Generalprobe nachkommt

„wekwerth bereitete die inszenierung vor, ausgezeichnet“ (Brecht, Arbeitsjournal 30. 10. 53) Die Aufführung mit Helene Weigel und Ernst Busch wird einer der größten Theaterfolge in Wien nach 1945.

1953 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), aufgenommen von Elisabeth Hauptmann, damals Parteisekretärin des Berliner Ensembles

16. Juni 1953 Brecht ruft am späten Abend telefonisch Peter Palitzsch, Käthe Rülicke, Wekwerth zu sich nach Weißensee. Nächtliche Beratung über die Streiks der Bauarbeiter der Stalinallee. Brecht billigt die Streiks, kritisiert die Einmischung des Westberliner Senders RIAS, der zum Generalstreik aufruft. Brecht erwartet – im Gegensatz zur SED-Führung, die nach einer kurzen Selbstkritik vor dem Berliner Partei-Aktiv im Friedrichstadtpalast „die Partei beruhigt ins Bett schickt“ (Brecht) – für den nächsten Tag größere Aktionen.

17. Juni Brecht schreibt Briefe an Walter Ulbricht, Wladimir Semjonow (sowjetischer Botschafter) und an Ministerpräsident Otto Grotewohl, die er seiner Solidarität versichert, gleichzeitig fordert er eine „große Volksaussprache“. Wekwerth fährt die Briefe mit Brechts Auto, einem alten Steyr-Zweisitzer, aus, kommt aber nicht mehr in das Zentralkomitee (ZK), das von Bauarbeitern, die rote Fahnen tragen und die „Internationale“ singen, belagert wird. Brecht schickt Elisabeth Hauptmann und Wekwerth zum Rundfunk, der nur Operettenmelodien sendet, und bietet die Übernahme von Sendungen durch das Berliner Ensemble an. Der „Chef vom Dienst“ lehnt ab, die Befürchtungen Brechts seien „Bauchschmerzen eines Intellektuellen“. Als KuBa (Kurt Barthel), Vorsitzender des Schriftstellerverbandes, anruft, er habe das Haus des Schriftstellerverbandes von innen mit Schreibtischen verbarrikadiert und die Mitarbeiter mit Stuhlbeinen bewaffnet, bemerkt Brecht: „In Erwartung der Leser“. Brecht begibt sich, als das Columbus-Haus am Potsdamer Platz in Brand gesteckt wird, mit Rülicke, Erwin Strittmatter, Wekwerth unter die Demonstranten und diskutiert mit ihnen. Er protestiert gegen das gezielte Einschleusen von Leuten aus Westberlin und gegen Losungen, die zu Brandstiftung und Lynchjustiz aufrufen.

KuBa veröffentlich am 20. Juni im „Neuen Deutschland“ einen Leitartikel WIE ICH MICH SCHÄME, in dem er die Bauarbeiter auffordert, „durch doppelt gute Arbeit das Vertrauen der Regierung zurück zu gewinnen“. Brecht antwortet mit einem Gedicht:

Die Lösung

… Wäre es da
Nicht doch einfacher, die Regierung
Löste das Volk auf
Und wählte ein anderes.

24. Juni Brecht hält vor dem Berliner Ensemble seine bis dahin einzige direkt politische Rede:
„Die Regierung sagt selbst, daß Gründe da waren. Die Erbitterung hatte ihre Gründe. Zu gleicher Zeit ist das nicht so einfach hinzunehmen, daß Provokateure die erbitterte Bevölkerung dazu bringen konnten, in solcher Weise aufzutreten. Das ist schon bedenklich. Ich will sagen, wenn ich das ansehe, was zu sehen war, so hatte ich den Eindruck in der Frühe, daß es eine ernste und entsetzliche Angelegenheit war, daß gerade Arbeiter hier demonstrierten. Ich spreche ihnen auch hundertprozentig jede Berechtigung zu. Ich wußte, daß sie abgehalten worden waren, ihrer Erbitterung Luft zu verschaffen und sie verschafften sich Luft. Was aber zwischen elf, zwölf, dreizehn Uhr geschah, zeigt jedenfalls anderes – ich spreche von dem, was ich gesehen habe. Dieses Berlin ist in einem geistigen Zustand, in dem es anscheinend in der Nazi-Zeit war … Da sind noch ungeheure Rückstände geblieben. Es ist einer der Hauptfehler der SED – nach meiner Meinung – und der Regierung, daß sie diese Nazielemente in den Menschen und in den Gehirnen nicht wirklich beseitigt hat. Es ist ein Fehler, wir wissen das von unserem Kunstgebiet, daß es ein Tabu war, ein Verbot, von der Nazibarbarei zu sprechen. Es wurden Bücher am Herauskommen gehindert, wenn darin davon gesprochen wurde. Man hat von der herrlichen Kultur des deutschen Volkes gesprochen, von dem Positiven. Da war kürzlich diese überflüssige Diskussion über Eislers FAUSTUS-Text. Vor Jahren bei unserem Stück DER HOFMEISTER erfuhren wir einen ähnlichen scharfen Angriff, weil wir den Leuten ihre Misere vorführten. Die ganze Nazi-Bande ist aber immer noch da. Sie herrscht nicht mehr, aber geistig ist sie noch immer ganz lebendig. Das sollte vertuscht werden, dem hat sich niemand gestellt. Das ist eine Sache, die in Zukunft ausgegraben werden sollte. Man sollte erklären was wirklich Sozialismus ist, das hat man überhaupt nicht getan. Man hat sozialistische Einrichtungen geschaffen, ungeheure Leistungen vollbracht, die nur ganz wenigen bewußt sind. Das ist ein großes Versagen, man hat diese großen Verdienste zwar ständig in Art von Lobhudeleien und Phrasen zur Sprache gebracht, aber nicht wirklich bekannt gemacht. Da kann Kunst sehr viel helfen. Sie muß versuchen, die Wurzel des Nazismus und Kapitalismus, die in einer spezifisch deutschen Weise da sind, in der unglücklichen und schmutzigen Geschichte weit zurückgehend, aufzudecken, zu behandeln, zu klären und zur gleichen Zeit wirklich erklären, was neu gemacht wurde: diese großen Umwälzungen auf dem Lande, Vertreibung der Junker, Vernichtung der Monopole, Bildung für die, die von Bildung ausgeschlossen waren statt Bildung nur für eine kleine herrschende Klasse, Übernahme der Betriebe. Das sind Sachen, die nicht wirklich ins Bewußtsein eingebracht worden sind. … Das ist der Hauptfehler der SED – nach meiner Meinung … Der Westen kritisiert ja nicht die Fehler, die hier wirklich gemacht wurden, sondern kritisiert die Vorzüge dieses Staates. Diese Herren stört die Veränderung der Eigentumsverhältnisse an Produktionsmitteln. Für sie herrscht hier zuviel Sozialismus, wo wir gerade davon reden, daß zu wenig Sozialismus herrscht.“ (nach dem stenographischen Protokoll der Gewerkschaftsversammlung vom 24. 5. 1953, f .d. R. unterzeichnet von Erwin Geschonneck, Gewerkschaftsvorsitzender)

1954 erste eigene Regie am Berliner Ensemble „Hirse für die Achte“, eine Polit-Farce aus dem neuen China, bearbeitet mit Elisabeth Hauptmann. Beginn der engen Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann, die bis zu ihrem Tod 1973 anhält.
„Hirse für die Achte“ ist eine der ersten Theaterübertragungen des Deutschen Fernsehfunks.

1954 Assistenz-Regisseur bei Brechts Inszenierung „Der Kaukasische Kreidekreis“, die bei dem Gastspiel 1955 in Paris Triumphe feiert.
Brecht in einem Brief an Heinrich Gottron vom 22. Mai 1954: „wekwerth ist einer meiner begabtesten regisseure.“

1955 Vertrag als Regisseur. Gemeinsame Regie mit Brecht bei Bechers „Winterschlacht“.

1955 Von Brecht zu Wolfgang Staudte „delegiert“, der in Babelsberg den ersten „Courage“-Film dreht, mit: Helene Weigel, Simone Signoret, Bernard Blier, Erwin Geschonneck. Staudte ist nicht gewohnt, mit Vorschlägen anderer zu arbeiten. Beschwert sich bei Brecht über den „Spion“ im Atelier.

„Lieber Staudte,
wir sollten eisern an unserem Entschluß festhalten, uns nicht zu krachen… Wekwerth ist schließlich kein Spion, schon weil ich keine feindliche Macht darstelle."
(Brecht, 15. August 1955)

Die Dreharbeiten werden unterbrochen, als sich Staudte weigert, mit Helene Weigel nur bis zur Mittagspause zu drehen, wenn sie abends im Theater große Rollen spielt. Brecht beharrt darauf, in Abständen an Mustervorführungen teilzunehmen. Vermittlungsversuche der DEFA-Studioleitung sind vergeblich. Staudte bricht die Dreharbeiten ab.

1956 „The Playboy of the Western World“ von John Millington Synge, Übersetzung Hacks/Anna-Elisabeth Wiede, Liedtexte: Peter Hacks, Musik: Hanns Eisler, Bearbeitung: Brecht/Palitzsch/Wekwerth. Gegen den Willen Brechts gelingt es, den Chefdramaturgen Palitzsch für die Mit-Regie zu gewinnen. Palitzsch und Wekwerth bestehen auf Besetzung des Christopher Mahon, des „Playboys“, mit Heinz Schubert, einem noch unbekannten jungen Schauspieler kleiner Rollen. Es wird „Schubis“ erster Theatererfolg.

1956 stirbt Brecht. Er erleidet einen Herz-Infarkt, den er, da er schmerzlos ist, nicht bemerkt, obwohl er sich sehr schwach fühlt. Er fährt noch selbst mit dem Auto von Buckow, wo er mit Wekwerth an den „Tagen der Kommune“ arbeitete, nach Berlin zu einer „Kreidekreis“-Probe für die bevorstehende London-Tournee; Montagabend letztes Telefongespräch, Wekwerth bespricht mit ihm Text-Kürzungen für die Tournee; Dienstagmittag, 14. August, stellt der Theaterarzt, den Besson, Palitzsch, Wekwerth rufen, den Infarkt fest und benachrichtigt das Regierungskrankenhaus. Die medizinische Hilfe kommt zu spät.
Brecht hinterläßt ein Testament, nach dem die Mitarbeiter (Elisabeth Hauptmann, Ruth Berlau, Käthe Rülicke, Isot Kilian) Anteile an Stücken erben, an denen sie mitgearbeitet haben. Jakob Walcher, Freund und politischer Berater Brechts, bei Ulbricht in Ungnade, wird zur Hälfte an „Puntila“ beteiligt. Helene Weigel und Elisabeth Hauptmann werden gleichberechtigt „mit Verfügungsrecht über alle meine literarischen Arbeiten“ (Brecht, 15. Mai 1955) als Nachlaßverwalterinnen eingesetzt.
Das Testament, zunächst anerkannt, wird von den späteren „Brecht-Erben“ angefochten, da es mit Schreibmaschine geschrieben und nicht notariell beglaubigt ist. Es wird für nichtig erklärt.

Herbst 1956 Uraufführung: „Die Tage der Kommune“ in Karl-Marx-Stadt, Regie zusammen mit Benno Besson. Die dramaturgische Arbeit mit Brecht am Stück, das er als „noch nicht zu Ende geschrieben“ betrachtet, im Sommer/Herbst 1956 in Buckow wird durch Brechts Tod unterbrochen. Zu großer Respekt vor Brechts Texten verhindert eigene Weiterarbeit am Text. Ratlosigkeit des Publikums bei der Premiere. Die Presse spricht von „Unzulänglichkeit der Brecht-Epigonen“.
Besson wiederholt am Berliner Ensemble seine Inszenierung „Der gute Mensch von Sezuan“, die er noch mit Brechts Hilfe am Volkstheater Rostock gemacht hatte. Er schlägt vor, die Premiere während der bevorstehenden Sowjetunion-Tournee in Moskau zu machen, um sich der internationalen Presse wirkungsvoller zu präsentieren. Helene Weigel lehnt das als „Allein-Nachfolge-Anspruch“ ab und setzt auf eine kollektive Weiterführung. Die neue Sezuan-Inszenierung gerät – besonders bei der Darstellung von Shen-te/Shui-ta – in eine zu abstrakte und formale Gegenüberstellung von Gut und Böse. Der „Mangel an lebendiger Dialektik“(Palitzsch) macht das Stück zu einer „Moralität“. Besson, ein außerordentlicher Regisseur, weist die Kritik, die Fabel, also die reale Geschichte, ginge so verloren, zurück. Auch widerspricht er der „kollektiven Weiterführung des Berliner Ensembles“, da Regie – nach seiner Meinung – Einzelleistung sei. In Gesprächen akzeptieren Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Peter Palitzsch, Manfred Wekwerth den Wunsch Bessons nach Einzelregie, nicht aber eine „Einzelleitung“ des Theaters unter einem „Chef“ Besson. Helene Weigel nimmt die Kündigung Benno Bessons an (siehe: Manfred Wekwerth: Erinnern ist Leben, S. 156/159). Benno Besson wird später Chefregisseur des Deutschen Theaters.

Februar 1957 Dokumentar-Verfilmung „Katzgraben“ von Erwin Strittmatter, eine Brecht-Inszenierung aus dem Jahr 1953, neueinstudiert 1955. Zusammen mit dem DEFA-Sudio für Dokumentarfilme. Kamera: Harry Bremer.

Mai 1957 Erste Inszenierung von Wsewolod Wischnewskis Revolutionsstück „Optimistische Tragödie“, das noch Brecht für den geplanten Revolutionszyklus aussuchte. Bearbeitung: Elisabeth Hauptmann, Palitzsch, Wekwerth. Gegen Palitzschs Protest, der „seinen Regie-Anteil überbewertet“ findet, Nennung der Namen nach dem Alphabet: „Regie: Palitzsch/Wekwerth“. Die Pressekritik vermerkt, daß es gelungen sei „neu erschlossene Leidenschaften auf Brechts Bühne zu bringen“ (Friedrich Luft), „einen Realismus der Revolution zwischen Grausamkeit und Humor“ (Michael Stone) und „sprühende Dialektik“ (Peter Edel).

September 1957 Neueinstudierung „Die Mutter“ nach Brechts berühmter Inszenierung von 1951 und Dokumentar-Verfilmung zusammen mit dem DEFA-Studio für Dokumentarfilme. Kamera: Harry Bremer.

1960 Chefregisseur des Berliner Ensembles. Inszenierungen u. a.:

1959 Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, Musik: Hans Dieter Hosalla, mit Ekkehard Schall, der mit dieser Rolle Weltruhm erlangt und beim Gastspiel in Paris mit Chaplin verglichen wird. Jean-Jacques Gautier, Pariser Kritikerpapst, schreibt: „Der Bestand des Berliner Ensembles nach Brechts Tod kann als gesichert angesehen werden.“

1960Frau Flinz“ Komödie von Helmut Baierl und einem Autorenkollektiv, geschrieben für Helene Weigel. Helene Weigel kann mit Frau Flinz die Reihe ihrer großen Figuren fortsetzen. „Die Weigel zeigt mit souveränem Humor, der aus Klugheit und realistischster Beobachtung unserer Wirklichkeit kommt, wie dringend nötig eine neue Gesellschaft ‚Quertreiber’ wie Frau Flinz hat, um wirklich neu zu bleiben.“(Peter Edel in der „Weltbühne“)

1960/61Mutter Courage und ihre Kinder“ bei der DEFA zusammen mit Peter Palitzsch verfilmt; Musik: Paul Dessau, Kamera Harry Bremer mit Helene Weigel, Angelika Hurwicz, Regine Lutz, Ernst Busch, Wolf Kaiser, Ekkehard Schall, Heinz Schubert. Der Film erhält den Sonderpreis der Jury zum Filmfestival in Locarno 1961.

13. August 1961 Palitzsch bleibt in der BRD, nachdem er bereits im „Westen“ mehr inszeniert als am BE. Er verurteilt in einem Brief die gewaltsame Grenzschließung durch den Bau der Mauer. Im Juni desselben Jahres beim Locarno-Festival, auf dem wir unseren „Courage“-Film zeigten, hatte er sich bei Helene Weigel und Wekwerth beklagt, daß „die DDR-Führung in kleinbürgerlicher Demut vor Kleinbürgern, die die Westmark in den Westen zieht, die Meinung einer ominösen Weltöffentlichkeit mehr fürchtet, als den Verlust des wirklich Revolutionären, für das Brecht in die DDR kam“. Auf Helene Weigels Frage, was er tun würde: „Die Grenzen schließen, bis die Leute zur Besinnung kommen.“ (Notizen von Helene Weigel, Locarno, Juni 1961)

1962Die Tage der Commune“, Musik: Hanns Eisler, erste Regie-Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdramaturgen Joachim Tenschert. Der Kritiker Dieter Kranz schreibt: „Durch die neue Fassung, die Manfred Wekwerth und Joachim Tenschert unter Benutzung historischen Materials herstellten, sowie durch ihre Inszenierung, mit der dem Berliner Ensemble neue Mittel hinzugewonnen wurden, gelang einer der bewegendsten Theaterabende dieser Jahre“.

10. Februar 1964 (Brecht-Geburtstag) NACHTSCHICHT NR. 1, erstes Nachtkabarett in Berlin (Ost) im Foyer des BE wird zu einem „Geheimtip“. Idee, Text und Regie: Wekwerth zusammen mit Peter Sodann, der auf Helene Weigels Intervention aus der Untersuchungshaft entlassen wird, nachdem er wegen seiner Mitwirkung beim Leipziger Kabarett „Rat der Spötter“ nach unserer Meinung unrechtmäßig inhaftiert wurde. Helene Weigel und Wekwerth verpflichten sich gegenüber dem Untersuchungsrichter, seine Ausbildung als Schauspieler am BE fortzusetzen. In der NACHTSCHICHT NR. 1 spielen und singen Schauspieler und das Orchester des BE (Leitung Henry Krtschil). Die Kabarett-Texte werden für jede Nachtvorstellung aktualisiert. Der „offizielle“ Versuch, das Foyer von der Feuerwehr wegen „statischer Überlastung“ zu schließen, scheitert am Widerstand des Theaters und des Publikums.

1964 Shakespeare/Brechts „Die Tragödie des Coriolanus“, Musik: Paul Dessau, mit: Helene Weigel, Ekkehard Schall, Hilmar Thate, Wolf Kaiser.
DIE WELT: „Die niederschmetternde Brutalität zerstört die ästhetische Substanz des an menschlicher Substanz nicht gerade reichen Stückes“;
Friedrich Dieckmann in SINN UND FORM: „…so tut sich in dieser Coriolan-Aufführung doch eine Neigung zum isolierten Artismus und eine Prävalenz des Choreografischen kund, die bedenklich anmutet“.

Ablehnung eines Nationalpreises durch die staatliche Jury.
Kenneth Tynan, führender englischer Kritiker und Chefdramaturg des britischen „National Theatre“: „Eine solche Shakespeareaufführung hat es bei uns noch nicht gegeben.“ Die Aufführung wird zum größten Welterfolg des BE nach Brechts Tod.

1965Die Ermittlung“ von Peter Weiß. Das Berliner Ensemble kann sich wegen Tournee-Vorbereitungen nicht an der deutschen Ringuraufführung beteiligen. Vorschlag Wekwerths an Konrad Wolf, den Präsidenten der Akademie der Künste, für eine szenische Lesung in der Akademie. Anfrage bei Akademiemitgliedern aller Sektionen und große Bereitschaft, die Dokumente des Auschwitz-Prozesses öffentlich zu lesen. Auch bei solchen Mitgliedern, die selbst KZ-Häftlinge waren. Einwände von staatlicher Seite (Alexander Abusch) gegen eine „gesamtdeutsche“ Veranstaltung werden von der Akademie zurückgewiesen. Einstudierung unter Leitung von Wolf/Wekwerth/Lothar Bellag mit Schriftstellern, Malern, Musikern, Theaterleuten zu einer Musik von Paul Dessau in einer Dekoration von Karl von Appen. Die Lesung im ehemaligen Plenarsaal der Volkskammer (später „Konrad-Wolf-Saal“), die das Fernsehen der DDR aufgezeichnet, wird vom Publikum als „Ereignis von unbeschreiblicher Wirkung“ aufgenommen.

Gastspiel in London mit „Arturo Ui“, „Tage der Commune“, „Coriolan“ im National Theatre, Old Vic. Der „Observer“ nennt die Aufführungen „ergreifendes und eingreifendes Welttheater“.

Bei einem „historischen“ Treffen Helene Weigels mit Marlene Dietrich, das Kenneth Tynan anläßlich der Tournee im Restaurant „The Old Friends“ in der Gegend der Docks organisiert, auch Peter Brook kennengelernt, der „Coriolan“ „groß“ findet, aber den „Ödipus-Komplex“ in der Sohn/Mutter-Beziehung vermißt.

1965 DDR-Erstaufführung „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Heinar Kipphardt. Kipphardt, der als „republikflüchtig“ gilt, wird zur Premiere am Bahnhof Friedrichstraße am Grenzübertritt gehindert. Ernst Busch, seit langem mit Kipphardt befreundet, durchbricht die Kontrollen und singt auf dem Bahnsteig das Weltfriedenslied: „Unser Lied die Ländergrenzen überfliegt, Freundschaft siegt.“ Die verblüfften Grenzer lassen Kipphardt passieren.

1965Purpurstaub“ von Sean O’Casey, Musik: Hans-Dieter Hosalla, bearbeitet und inszeniert zusammen mit Hans-Georg Simmgen, es spielen: Gisela May, Renate Richter, Agnes Kraus, Hermann Hiesgen, Dieter Knaup, Martin Flörchinger, Peter Kalisch, Günter Naumann.
Hans-Dieter Schütt, Kritiker, schreibt 2005: „die beste absurde Komödie, die das Berliner Ensemble je gespielt hat“.

1967 Zusammen mit Renate Richter auf private Einladung der griechischen Schauspielerin Aliki Georgouli, Leiterin des Theaters DIANA, Gastspiel mit einem Brecht-Programm und dem „Courage“-Film in Athen. Da im NATO-Land Griechenland der DDR-Paß nicht anerkannt wird, Einreise ohne Paß. Der Flughafenkommandant von Athen, ein ehemaliger Partisan, der „umgefallen“ ist, wird in seinem Büro von Aliki Georgouli, deren Vater als Partisan mit ihm zusammen gekämpft hat, solange beschämt, bis er aus Reue die „illegalen Besucher aus der DDR“ selbst durch die Paßkontrolle lanciert.

1967/68 Workshops an den schwedischen Schauspielschulen Skara und Stockholm. Das „Experiment von Skara“: Wer spielt eigentlich im Theater? („Stockholmer Seminar“. In: THATER IN DISKUSSION, Henschel-Verlag 1982).

1968 Brechts „Johanna der Schlachthöfe“, Musik: Hans-Dieter Hosalla, in eigener Bearbeitung mit Hanne Hiob und Martin Flörchinger. Die Geschäfte an der Börse werden, nach einer gemeinsamen Idee mit Giorgio Strehler, als katholischer Gottesdienst zelebriert. Die Selbstverklärung des Kapitalismus wird nicht – wie in anderen Inszenierungen – agitatorisch aufgedeckt, sondern so gesteigert, daß sie sich selbst entlarvt.

1968Johanna von Döbeln“ von Helmut Baierl, geschrieben mit einem Autorenkollektiv, Parabel über das Auftauchen einer „Jeanne d'Arc“ in einem erfolgreichen volkseigenen Betrieb, dessen gerühmte „Sorge um den Menschen“ sich durch die „naiven“ Fragen der Johanna (Originalprotokolle der Jeanne d'Arc) als Alibi für rücksichtslose Produktionssteigerung erweist. Mit: Renate Richter, Martin Flörchinger, Raimund Schelcher, Norbert Christian. Die Presse lobt Schauspieler, vor allem Renate Richter, und kritisiert das Stück als „konstruiert“ oder „defätistisch“.

1968 Nach Jahren einzigartiger Zusammenarbeit beginnende Meinungsverschiedenheiten mit Helene Weigel. Die Intendantin widersetzt sich Stücken neuer Autoren (Heiner Müller, Volker Braun, Peter Weiss u. a.). Sie will (was von heute aus zu verstehen ist) noch zu ihren Lebzeiten „den ganzen Brecht“ in die Verlage und auf die Bühne bringen, um seine lückenlose Veröffentlichung in Ost und West zu sichern. Die jüngeren Mitarbeiter, bereits Schüler von Wekwerth, bekommen zu wenig Möglichkeiten eigener Produktion. Helene Weigel drängt ohne Wekwerths Wissen Hans-Georg Simmgen, Guy de Chambure, Uta Birnbaum, das BE zu verlassen und an andere Theater zu gehen. Ruth Berghaus, wichtige Assistentin und Mitarbeiterin bei „Coriolan“, „Purpurstaub“, Regisseurin von „Vietnam-Diskurs“, wird von Helene Weigel ein fester Vertrag verweigert. Wekwerths Konzeption, Brechts dialektisch-kritische Methode vor allem auf Stücke anderer Autoren anzuwenden, findet nicht die Zustimmung von Helene Weigel.
Kulturminister Klaus Gysi nennt die Konzeption „das einzig Richtige“, lehnt aber ihre Verwirklichung ab, „da sich die DDR vor der Weltöffentlichkeit keinen Konflikt mit den Brecht-Erben leisten kann“.
Wekwerth kündigt, Helene Weigel lehnt ab:

„Lieber Manfred!
Diese Deine Kündigung verstehe ich nicht und ich akzeptiere
sie nicht. Dieses Theater ist von grosser politischer Be-
deutung für diesen Staat, den Brecht gewählt hat, um hier
zu leben und zu arbeiten. Ich habe nach BB’s Tod diese
politische Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen fortge-
setzt. Meine Wahl, Dich zum wichtigsten Mitarbeiter zu
nehmen, hat sich durch Jahre hindurch als richtig erwiesen:
Diese Zusammenarbeit vieler Jahre hat das Theater künstle-
risch und politisch auf grosser Höhe gehalten. Diese Arbeit
muß fortgesetzt werden und es wäre unverantwortlich von Dir, sie
zu gefährden.
Diskussionen über Veränderungen in Leitungsfragen sind in
Zusammenarbeit mit dem Ministerium natürlich jederzeit denk-
bar, und denkbar sind auch vernünftige Aussprachen zwischen
Dir und mir. (Helli) Berlin, den 23. Mai 1968“

 

1966 bis 1969 Gastspiele in Frankreich, England, Ungarn, Österreich, Sowjetunion, Schweden, Italien, Schweiz, Algerien.

1969 Kündigung des Vertrags mit dem Berliner Ensemble, was zum Konflikt mit Walter Ulbricht führt, da sie ohne sein Wissen erfolgt. Er ist außerdem gegen „öffentliche Kritik verdienter Persönlichkeiten wie Helene Weigel“. Vorwurf des „Anarchismus“.

1969/70 Tbc-Erkrankung. Ambulante Therapie bei Prof. Steinbrück in Buch. Für ein Jahr krankgeschrieben. Die Zeit genutzt zur Ausarbeitung von „Theater und Wissenschaft“, zunächst für die ARBEITSHEFTE der Akademie der Künste. Versuch, moderne Wissenschaften (Semiotik, Linguistik z. B.) für Theater nutzbar zu machen.

1970 Angebot des Kulturministers, Klaus Gysi, „als Ersatz“ die Leitung des Volktheaters Rostock zu übernehmen, da Hans Anselm Perten, der bisherige Generalintendant, an das Deutsche Theater Berlin berufen wird. Zusammenstellung eines Teams für Rostock aus bisherigen Schülern und Mitarbeitern. Ausarbeitung eines Arbeitsplanes für die ersten Jahre und Vorbereitung einer gemeinsamen Übersiedlung nach Rostock. Aus der Zeitung erfahren, daß Entscheidung rückgängig gemacht wurde. Neuer Generalintendant wird der Rostocker Generalmusikdirektor Puls.

Oktober 1971 Verleihung des Vaterländischen Verdienstordens in Bronze und Mitteilung der Personalabteilung des Berliner Ensembles, künftig das Krankengeld bei der Sozialfürsorge in Köpenick zu beantragen.

1971 Einladung durch Sergo Sakariadse nach Tbilissi. Am Rustaweli-Theater, dessen Leiter Sakariadse ist, Vorbereitung von Brechts „Galilei“ mit georgischen Schauspielern. Eine Aufführung kommt durch Sakariadses plötzlichen Tod nicht zustande.

1971 bis 1974 Regisseur am Deutschen Theater Berlin (Intendant: Hans Anselm Perten).

1972 Enzensbergers „Das Verhör von Habana“. Zusammenarbeit mit Enzensberger und kubanischen Beratern, Teilnehmern der „Schweinebucht“-Kämpfe.

1972Leben und Tod König Richard des Dritten“ in eigener Übersetzung mit Hilmar Thate, Musik: Günther Fischer. Diese Inszenierung, für viele bis heute „legendär“, benutzt zum ersten Mal Forschungen von Robert Weimann, der Shakespeare nicht von der antiken Tragödie her versteht, sondern von der Tradition des Volkstheaters . In den „mysteries“, einer Form des englischen Volkstheaters, sind „Buckel“ und Klumpfuß zum Beispiel nicht – wie in bisherigen Aufführungen von „Richard III.“ – Verkrüppelungen, die ihn anstacheln, sich als Benachteiligter an der Mitwelt zu rächen, sondern Zeichen des „Vice“, einer beliebten englischen Volksfigur, die – ähnlich Ledermaske und Flickenkostüm des arlecchino in Italien – dem Publikum sofort den „Entertainer“, den plebejischen Kritiker und Spielmeister signalisieren. Die Monologe Richards sind nicht tiefenpsychologische Selbstdarstellung, sondern Publikumsansprachen. Die Figur Richards verdoppelt sich gleichsam und wechselt im Laufe des Spiels immer wieder in die Rolle des Vice. Weimann entdeckte, daß solche Wechsel im Text erkennbar sind, wo von einer Verszeile auf die andere Hochenglisch in eine „Gossensprache“ wechselt, im berühmten Anfangsmonolog zum Beispiel von Zeile 18 auf Zeile 19.

 

1970 Promotion zum „doctor philosophiae“ (summa cum laude) mit „Theater und Wissenschaft“ an der Humboldt-Universität zu Berlin.

 

1971 Gastregisseur am National Theatre London (Intendant: Laurence Olivier) „Die Tragödie des Coriolan“ zusammen mit Joachim Tenschert. Die Brecht-Erben verbieten jede Übernahme der Brecht-Bearbeitung, deshalb Rückgriff auf das Original. Christopher Plummer, Starbesetzung der Hauptrolle, weigert sich, im ersten Bild, als die Plebejer gegen den Kriegdienst streiken, sein Schwert zu ziehen, um sie auseinanderzujagen. Er fürchtet um seinen „Marktwert“: „Ein Plummer braucht kein Schwert, sein Erscheinen reicht aus.“ Plummer, ein hervorragender Schauspieler, der zu viele „Western“ spielte, bleibt auch nach stundenlanger Diskussion bei seiner Weigerung, aber er versteht uns „literarisch“. Er braucht eine halbe Stunde, um das „breaking of rehearsal“ durch die Regie zu fassen, bevor er vor Empörung brüllt und Olivier ein Ultimatum stellt.
Die jungen Regisseure des National Theatre (Dexter, Dunlop, Wannemaker) drängen Olivier, eine Abstimmung des ganzen Ensembles zu machen. Erste „Vollversammlung“ des „Royal National Theatre“ seit seiner Gründung, alle Schauspieler stimmen „gegen den Star“. Danach Ratlosigkeit, da der Hauptdarsteller fehlt.
Unser Vorschlag, Coriolan mit dem jungen unbekannten „understudy“ Tony zu besetzen, wird von der Leitung abgelehnt. Sein Habitus sei „zu unadlig“. Wekwerth und Tenschert beharren auf der Besetzung. Anthony Hopkins, der „understudy“, überzeugt bei der Premiere gerade durch die Widersprüchlichkeit der Figur. Coriolan wird Hopkins erster Theater-Erfolg. Christopher Plummer kommt trotz allem zur Premiere und gratuliert.

Die TIMES kommentiert den FALL PLUMMER als „… Britischen Widerstand der Schauspieler des National Theatre gegen kommunistische Bevormundung“.
Die Antwort der Schauspieler in der TIMES:

„Sir, wir möchten kategorisch die anmaßende Schlußfolgerung widerlegen, daß wir, das ‚Coriolan-Ensemble', bei der Inszenierung des Stückes durch Manfred Wekwerth und Joachim Tenschert ‚britische Résistance' geleistet hätten. Im Gegenteil, wir fanden ihre Ideen stimulierend und gedankenprovozierend, und haben diese Ideen von ganzem Herzen aufgenommen. Wir alle hoffen, daß wir eine weitere Möglichkeit in nicht allzu ferner Zukunft haben, mit ihnen wieder zu arbeiten.“

 

1972 Buch und Regie zur Fernsehshow „Leute machen Lieder und Lieder machen Leute“ mit Renate Richter und dem Günther-Fischer-Quintett, Beitrag des DFF zu den Spielen der XX. Olympiade in München.

1971 bis 1979 Filmregie in Babelsberg.

Filme:

1971Optimistische Tragödie“ mit: Renate Richter, Hilmar Thate, Rolf Ludwig.

1973Zement“ nach dem Roman von Fjodor Gladkow, Musik: Günther Fischer, mit: Renate Richter, Hilmar Thate, Günter Naumann, Arno Wyzniewski, Jürgen Hentsch, Rolf Ludwig

1975Die unheilige Sophia“ nach dem Roman von Eberhard Panitz, Musik: Günther Fischer, mit: Renate Richter, Katja Paryla, Arno Wyzniewski, Bruno Carstens, Rolf Ludwig, Peter Bause, Wolf Kaiser

1978/79Happy End“ nach der Komödie von Dorothy Lane (Elisabeth Hauptmann) für den Film bearbeitet, Liedtexte: Brecht, Musik: Weill/Fischer, mit: Renate Richter, Wolf Kaiser, Inge Keller, Rolf Hoppe, Dieter Knaup, Peter Aust, Christian Grashof, Fred Delmare, Bruno Carstens. „Happy End“ wird 1980 beim Festival der Unterhaltungskunst in Venedig zum Ersten Preis nominiert.

1973 bis 1976 Regie am Schauspielhaus Zürich, eingeladen von Harry Buckwitz, dem Direktor:

1973Jegor Bulytschow und die anderen“, von Gorki in eigener Übersetzung und Bearbeitung, Musik: Günther Fischer, mit Traugott Buhre.

1974Leben und Tod König Richard des Dritten“ mit Helmuth Lohner, Peter Arens, Annamarie Blanc, Renate Richter, Annemarie Dermon. Renate Richter wird für die Rolle der Lady Anne zur „Schauspielerin des Jahres“ gewählt.

1975/76Der Gute Mensch von Sezuan“ von Brecht, Musik: Dessau/Fischer, mit Renate Richter, Helmuth Lohner. Die Handlung in „die Stadt unter dem Zürich-Berg“ verlegt, die Götter sitzen in Nadelstreifen im Publikum und kommen jeweils zu ihren Auftritten aus der City.

1976 Angebot des Verwaltungsrates des Züricher Schauspielhauses, die Nachfolge von Harry Buckwitz als Intendant anzutreten, wegen Arbeiten in Berlin nicht angenommen.

1979 und 1983 Gastregie am Wiener Burgtheater:

1979Prinz von Homburg“ von Kleist, Musik: Günther Fischer, mit Helmuth Lohner. Lohner wird vom Publikum gefeiert.

1983Wallenstein“ von Schiller, Bearbeitung für einen Abend von Werner Mittenzwei, Musik: Siegfried Matthus, mit Michael Heltau. „Wallenstein“ wird vom österreichischen Fernsehen (ORF) aufgezeichnet.

 

1974 in Berlin zusammen mit Friedo Solter Gründung des „Institut für Schauspielregie“, bis 1977 Direktor des Instituts

 

1973 bis 1977 Gastspiele „Zeiten, Lieder und auch ein bißchen Jazz“ mit Renate Richter und dem Günther-Fischer-Quintett in Paris, Rennes, Luzern, Liechtenstein, Linz, Stockholm, Helsinki, Deutscher Fernsehfunk (DFF) Berlin. In Zürich Zusammentreffen mit Lotte Lenya, die im Schauspielhaus die Vorstellung besucht.

 

1977 Rückkehr an das Berliner Ensemble als Intendant und Regisseur. Ruth Berghaus, nach dem Tod von Helene Weigel als Nachfolgerin eingesetzt, gibt „wegen unerträglicher Atmosphäre“ zwischen ihr und den Brecht-Erben die Intendanz auf und arbeitet wieder als Opernregisseurin.

Inszenierungen am BE nach 1977 u. a.:

1978Galileo Galilei“ von Brecht, Erstaufführung der „dänischen Fassung“, Musik: Hanns Eisler, mit: Ekkehard Schall, Simone Frost, Renate Richter, Carmen-Maja Antoni, Dieter Knaup, Günter Naumann, Peter Aust

1979Jegor Bulytschow und die anderen“ von Gorki, Musik: Günther Fischer, mit: Kurt Böwe, Felicitas Ritsch, Erika Pelikowski, Renate Richter, Stefan Lisewski, Peter Bause, Arno Wyzniewski, Peter Tepper, Hans-Joachim Frank, Martin Seifert

1979Großer Frieden“ (Uraufführung) von Volker Braun, Musik: Hosalla/Lully/Pink Floyd, mit: Ekkehard Schall, Hermann Beyer, Martin Seifert
Der „Stern“-Korrespondent Dieter Krause nennt die Aufführung in einer späteren Einschätzung „die künstlerische Entsprechung zu Rudolf Bahros ‚Die Alternative’“.

1981Turandot oder der Kongreß der Weißwäscher“, von Brecht, Musik: Hans-Dieter Hosalla, mit: Renate Richter, Hans Peter Minetti, Ekkehard Schall, Peter Aust. Nach Werner Mittenzweis Idee eine Travestie auf den „Kongreß-Menschen“, den TUI der DDR, der liefern soll, was der Wirklichkeit fehlt. Proteste aus dem Publikum bei der Premiere.

1982Johann Faustus“ von Hanns Eisler, Musik: Siegfried Matthus, mit: Ekkehard Schall,
Michael Gerber, Hans-Joachim Frank, Renate Richter

1982 stirbt Konrad Wolf, Filmregisseur und 18 Jahre Präsident der Akademie der Künste der DDR. Gegen einen offiziellen Vorschlag für einen Nachfolger stellt das Präsidium den Vizepräsidenten Wekwerth als Nachfolge-Kandidaten auf. In geheimer Wahl wird Wekwerth von der Plenarversammlung mit einer Gegenstimme zum Präsidenten gewählt.

1983 versuchten die Brecht-Erben die Premiere von „Trommeln in der Nacht“ am BE (Regie: Christoph Schroth) durch eine einstweilige Verfügung zu verhindern, da sie eine Veränderung der Besetzung der Hauptrolle erzwingen wollen. Es kommt zur Verhandlung vor dem Urheberrechtsgericht in Leipzig. Die Klage gegen das BE wird abgewiesen.

1985Troilus und Cressida“ von Shakespeare, Musik: Rainer Böhm, in eigener Übersetzung mit: Corinna Harfouch, Renate Richter, Ekkehard Schall, Hermann Beyer, Alejandro Quintana, Arno Wyzniewski, Peter Bause, Dieter Knaup, Jaecki Schwarz.

Sybille Wirsing nennt in der Frankfurter Allgemeinen (FAZ) die Inszenierung „hündisch“, weil Wekwerth offensichtlich vor Honecker gekrochen sei, „indem er die Tragödie der in Griechen und Trojaner gespaltenen Völker zur Komödie verharmloste, statt mit dem Stück die Tragik des gespaltenen Deutschland zu zeigen“.

Frank Dunlop, Leiter des Edinburgh-Festspiele, nennt „Troilus und Cressida“ die „beste Shakespeare-Aufführung der letzten zwanzig Jahre“ und lädt die Inszenierung 1986 zum Edinburgh-Festival ein. Die TIMES schreibt: Das Berliner Ensemble ist immer noch eine der besten Truppen der Welt.

1986Elisabeth – zufällig eine Frau“ von Dario Fo, Musik: Günther Fischer, in eigener, von Dario Fo begrüßter Bearbeitung, zusammen mit Alejandro Quintana. Der „Feldzug“ Elisabeth I. gegen einen kritischen Schreiber namens Shakespeare in London als Analogie zum Literaturstreit in Berlin. Es spielen: Renate Richter, Peter Bause, Franziska Troegner, Franz Viehmann.

1986 Auf dem XI. Parteitag der SED in Nachfolge von Konrad Wolf zum Mitglied des Zentralkomitees gewählt. November 1989 ausgetreten.

1986 Publikum und Tournee-Nachfragen bestehen auf „Dreigroschenoper“, Angebot an Dario Fo, „Dreigroschenoper“ am BE zu inszenieren, als „sei’s ein Stück von ihm“. Dario Fo nimmt an und will das Stück als „Rock-Oper“ bearbeiten. (Seltene) Zustimmung der Brecht-Erben. Dario Fo zeigt zur Vorbereitung für Schauspieler aller Berliner Theater auf der Bühne des BE seine „Grammlo“-Improvisationen. Zwei Wochen nach Probenbeginn: Verbot durch die Weill-Foundation. Androhung einer sechsstelligen Konventionalstrafe, wenn Original-Partitur und Original-Instrumentierung im geringsten verändert werden. Dario Fo muß aufgeben.

Da Tourneeverträge mit Athen, Italien und Kanada die „Dreigroschenoper“ zur Bedingung haben, Übernahme der Regie durch ein Kollektiv unter Leitung von Wekwerth. Es gelingt nicht, eine gemeinsame Ästhetik zu finden. Zur Premiere Unwillensbekundung des Publikums. Die Presse spricht von „einem verlorenen Abend“ und von einer „lähmenden Dreigroschenoper“.

1987Der Untergang des Egoisten Fatzer“ von Brecht in der Fassung von Heiner Müller, Musik: Rainer Böhm mit: Ekkehard Schall, Arno Wyzniewski, Hans-Peter Reinecke, Martin Seifert in einem Bühnenbild des Bildhauers Wieland Förster

 

November 1987 sechswöchentliches Gastspiel durch Italien (Bari, Florenz, Mailand, Rom) mit veränderter „Dreigroschenoper“ (Regie: Wekwerth/Kern) und „Galileo Galilei“. Nach der Vorstellung des „Galilei“ in Rom Einladung des Darstellers des Inquisitors, Arno Wyzniewski, zu einer Privat-Audienz bei Johannes Paul II. Der Papst, einst selbst Schauspieler, lobt Wyzniewski für seine „betont säkularisierte Darstellung eines Kirchenmannes“, sie sei „für Geistliche heute unentbehrlich“. Angebot der Franziskaner an Wyzniewski, der alkoholgefährdet ist, während des ganzen Rom-Gastspiels im Kloster zu logieren und betreut zu werden. Beim Abflug stellt Wyzniewski fest, daß sein Paß fehlt. Ein Bühnentechniker, der ihm ähnelt, leiht ihm seinen Paß. Es gelingt die Ausreise und, was schwieriger ist, die Einreise in die DDR. Die vorbereitete DPA-Meldung DER INQUISITOR AUS BRECHTS „GALILEI“ VERLÄSST DIE DDR wird zurückgezogen.

 

1988Die Mutter“ von Brecht mit: Renate Richter, Michael Gerber, Martin Seifert, Hans Peter Reinecke, Manuel Soubeyrand. Die Aufführung ist Bestandteil des für 1989 programmatisch geplanten Zyklus REPERTOIRE DES POLITISCHEN THEATERS (weitere Stücke: „Germania“ von Heiner Müller, Regie: Fritz Marquardt; „Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdman, Regie: Wekwerth; „Blaue Pferde auf rotem Gras“ von Michail Schatrow, Regie: Christoph Schroth; „Lenins Tod“ von Volker Braun, Regie: Christoph Schroth; „Fatzer“ von Brecht, Regie: Wekwerth/Joachim Tenschert).

 

Januar 1989Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdman, neu bearbeitet als „Perestroika-Beitrag“ des BE gegen den bei Politikern des Landes herrschenden „kleinbürgerlichen Abscheu vor jeglicher Veränderung“. Mit: Martin Seifert, Carmen-Maja Antoni, Ruth Glöss, Renate Richter, Jaecki Schwarz, Jürgen Watzke, Franziska Troegner, Viktor Deiß, Frank Matthus, Franz Viehmann

 

Mai/Juni 1989 Tournee nach Israel mit „Galileo Galilei“, „Baal“ und „Liedern und Gedichten von Brecht“. Es ist das erste Gastspiel eines DDR-Theaters in Israel. Bedenken von Politikern, die eine „Kränkung der Araber“ fürchten, werden von der Leitung des BE nicht geteilt. Prof. Dr. Heinrich Fink, Theologe an der Humboldt-Universität zu Berlin, und Prof. Dr. Eveline Goodman-Thau aus Israel helfen bei der politischen Vorbereitung des Ensembles. Große Resonanz in Jerusalem beim Publikum und in der Presse. Viele Begegnungen. Wekwerth wird gebeten, in Yad Vashem in der Gedenkhalle an der Ewigen Flamme, wo üblicherweise nur Staatsoberhäupter sprechen, eine kurze Rede zu halten. Gemeinsamer Besuch der legendären Festung Masada.

 

August 1989 "Schwejk im zweiten Weltkrieg" von Bertolt Brecht, Musik: Hans Eisler mit Hans-Peter Reinicke am Berliner Ensemble

 

Oktober 1989 Die Vertrauensleute der Gewerkschaft des Berliner Ensembles reichen im Auftrag der Vertrauensleute anderer Berliner Theater beim Polizeipräsidenten von Berlin (Ost), den Antrag für eine Protestdemonstration ein, die auf einer Zusammenkunft von Berliner Theaterleuten am 7. Oktober im Deutschen Theater verabredet wurde. Sie richtet sich auf die Einhaltung der Artikel der DDR-Verfassung, die die Rede- und Versammlungsfreiheit gewährleisten, und gegen deren Verletzung durch die DDR-Führung. Die Protestdemonstration findet am 4. November statt. Mit über einer halben Million Teilnehmender wird sie eine der größten Demonstrationen in der Berliner Geschichte.

 

1989, 21. Dezember (Stalins Geburtstag) „Das Recht auf Gedächtnis“ eine Anti-Stalin-Veranstaltung der Berliner Theater im BE

 

1990Der Prinz von Homburg“ von Kleist, Musik: Günther Fischer, mit: Veit Schubert, Ekkehard Schall

Juli 1990 Gastspiel des BE in Mexico-City mit der „Dreigroschenoper“ als Eröffnung des Mexico-Festivals. Da die USA eine Zwischenlandung auf dem Kennedy-Airport verweigern, Flug mit Hilfe der Cubana-Airline über Havanna. Nach triumphalem Erfolg bei der Eröffnung des Festivals beim Rückflug über New York dann Schikane durch die Immigration Police wegen des „kommunistischen Herkunftslandes“.

weitere Gastspiele des BE 1977 bis 1990 nach Paris, Moskau, Venedig, Rom, Bari, Florenz, Mailand, Caracas, Edinburgh, Wien, Warschau, Köln, Toronto

1990Der Prinz von Homburg“ von Kleist am Schauspielhaus Zürich mit: Georg Schuchter, Hans Dieter Zeidler, Renate Schröder

1990 Workshop an der Schule des Piccolo-Theaters in Milano

Zusammen mit Giorgio Strehler, dem künstlerischen Leiter des Piccolo Teatro und des Europäischen Theaters in Paris, Ausarbeitung einer veränderten Konzeption des BE zur gemeinsamen Weiterführung in den neunziger Jahren als LINKES EUROPÄISCHES THEATERZENTRUM, veröffentlicht in DAS ARGUMENT, Nr.187

Zurückweisung der Konzeption eines LINKEN EUROPÄISCHEN THEATERZENTRUMS durch den Berliner Senat und beginnende „Abwicklung“ des Berliner Ensembles, allerdings ohne die politischen Gründe zu nennen. Dafür Rückgriff auf die seit Brechts Tod gängige Formel des „Brecht-Museums“

 

März 1991 Im Auftrag des Senats verfaßt Ivan Nagel eine Bewertung aller Ostberliner Theater, in welcher das BE als „Familien-Theater“ klassifiziert wird, dessen Repertoire sich „auf Brecht-Inszenierungen beschränkt, die über 8 Jahre alt sind“. Nagel schlägt dem Senat vor, entweder das BE als Privattheater der Brecht-Erben weiterzuführen oder es grundlegend zu verändern durch das Auswechseln der Leitung.

Unterstützung des Vorschlages von „wissenschaftlicher“ Seite:
„Trotz des hohen Ansehens, das das Berliner Ensemble (BE) auch nach Brechts Tod genoß, und lange Zeit auch über Helene Weigels Tod (1971) hinaus den legendären Ruhm zu bewahren vermochte, begann das Theater in den 80er Jahren langsam auszubluten. Ein wesentlicher Grund dafür war, daß das BE … zu stark an den von Brecht vorgegebenen Modellinszenierungen orientiert war.“ (Jan Knopf).

Wunschblödsinn über die letzten Jahre des Berliner Ensembles
eine Antwort Wekwerths an Jan Knopf:

„Ich setze einen Preis aus (wenn es sein muß, einen BRECHT-PREIS, den Jan Knopf sich endlich verdient hätte), wenn es ihm gelingt, in den Prospekten der Aufführungen des Berliner Ensemble (BE) aus dieser Zeit auch nur eine Modellaufführung zu finden. Ja, überhaupt eine übermäßige Beschäftigung mit Brecht-Stücken. Es war – wie in den Prospekten zu sehen – die Zeit der Uraufführungen und Experimente, was allerdings Kunst-Orakler wie Hellmuth Karasek (DIE ZEIT) oder Sibylle Wirsing (FAZ) natürlich nicht so sehen, weil es in ihren Wunsch nach Untergang von Brechts politischem Theater (‚Gesinnungskitsch', ‚Aufkläricht') nicht hineinpaßt und außerdem mit der DDR auch das ‚DDR-Theater' Berliner Ensemble zugrunde zu gehen hat.

Das Berliner Ensemble in den 80er Jahren:
GROSSER FRIEDEN, TINKA, SIMPLEX DEUTSCH, LENINS TOD, vier Uraufführungen von Volker-Braun-Stücken; SCHANOTTA; CARMEN KITTEL, VILLA JUGEND, drei Uraufführungen von Georg-Seidel-Stücken; JUDAS, Uraufführung eines Walter-Jens-Stücks; DER KLEINE PRINZ, Uraufführung von Jörg Mihan nach Exupéry; HUAG – DER FALL EISLER, Uraufführung der Dokumentation von Hans Bunge; AUSSERHALB VON SCHULD, Uraufführung eines Uwe-Saeger-Stücks; JACKE WIE HOSE, Uraufführung eines Manfred-Karge-Stücks; KNUPPEPÜTZE, Uraufführung eines Johannes-Conrad-Kabarett-Textes; LOB DES REVOLUTIONÄRS ODER VOM NUTZEN DER DIALEKTIK, Uraufführung eines Stücks von Wera und Claus Küchenmeister; JUGENDPROJEKTE, Uraufführungen von Gratzig- und Matusche-Stücken; FIKTIVES GESPRÄCH ZWISCHEN BRECHT, MEYERHOLD, STANISLAWSKI, REINHARDT, Uraufführung einer Montage von Werner Heinitz.

Experimente:
JOHANN FAUSTUS nach dem Operntext von Hanns Eisler; FAUST-SZENEN (URFAUST) nach Goethe von Horst Sagert; DER UNTERGANG DES EGOISTEN FATZER nach Brecht in der Fassung von Heiner Müller; DER LOHNDRÜCKER, GERMANIA TOD IN BERLIN, WOLOKOLAMSKER CHAUSSEE (im Saalbau Friedrichshain) von Heiner Müller; DER NEUE PROZESS von Peter Weiß; FEGEFEUER IN INGOLSTADT von Marie-Luise Fleißer;

WO TREUE WALTET ODER DER ERSTE WELTKRIEG FAND NICHT STATT, Revue von Christoph Brück; DIE PERSER HEUTE von Hans-Joachim Frank nach Aischylos; ZUFÄLLIG EINE FRAU: ELISABETH, DDR-Travestie nach Dario Fo; TANGO von Slawomir Mrozek; KRIEG LIEGT IN DER NATUR DER DINGE ODER IN SACHEN SAM T. COHAN, Montage von Wolfgang Pintzka; KOMÖDIE OHNE TITEL von Lorca in der Bearbeitung von Quintana; DIE ÄSTHETIK DES WIDERSTANDS von Peter Weiß, szenische Lesung; VOM SCHIFFBAUERDAMM ZUM BROADWAY die Wege des Kurt Weill; ICH WILL EIN KIND HABEN, ‚publizistisches Traktat' von Sergej Tretjakow.

Im Repertoire:
TROILUS UND CRESSIDA; DIE ZÄHMUNG DER WIDERSPENTIGEN von Shakespeare; BÜRGER SCHIPPEL von Sternheim; DER HAUPTMANN VON KÖPENICK von Zuckmayer; FAMILIE SCHROFFENSTEIN, DER PRINZ VON HOMBURG von Kleist; DER FLORENTINER STROHHUT von Labiche; BLAUE PFERDE AUF ROTEM GRAS von Schatrow; VOR SONNENAUFGANG von Hauptmann; ROTTER von Brasch; BEZAHLT WIRD NICHT von Dario Fo; AY, CARMELA von Sinisterra; JEGOR BULYTSCHOW UND DIE ANDEREN von Gorki; DIE PHYSIKER von Friedrich Dürenmatt

Brecht-Stücke in Neuinszenierungen:
DIE TAGE DER COMMUNE (Regie Carlos Medina), TROMMELN IN DER NACHT (Regie Christoph Schroth), GALILEO GALILEI – dänische Fassung (Regie Wekwerth/Tenschert).
DIE AUSNAHME UND DIE REGEL (Regie Carlos Medina), BAAL, DER GUTE MENSCH VON SEZUAN (Regie Alejandro Quintana), MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER (Regie Kupke/Wekwerth); SCHWEYK IM ZWEITEN WELTKRIEG (Regie Wekwerth); DREIGROSCHENOPER (Regie Wekwerth/Kern); DIE MUTTER (Regie Wekwerth), MANN IST MANN (Regie Zschiedrich); TURANDOT ODER DER KONGRESS DER WEISSWÄSCHER – Fassung 1981(Regie Wekwerth/Tenschert)

Regisseure:
Wolf Bunge, Christoph Brück, Dario Fo, Jürgen Kern, Fritz Marquardt, Carlos Medina, Joachim Tenschert, Holger Teschke, Wolfgang Pintzka, Axel Richter, Alejandro Quintana, Christoph Schroth, Horst Sagert, Manfred Wekwerth, Jochen Ziller, Konrad Zschiedrich.

Ich bitte beiliegenden Prospekt (illustriert) Herrn Jan Knopf zu überstellen. Damit kann ihm mit dem Berliner Ensemble erspart bleiben, was John Fuegi mit Brechts Frauen passiert ist
Manfred Wekwerth.“

 

Juni 1991 nach Ultimatum des (West)Berliner Senators für Kultur, Ullrich Roloff-Momin, Aufhebung des Vertrages als Intendant des Berliner Ensembles, der regulär erst am 31. Juli 1991 endet. Verunsichert durch die Ankündigung des Kultursenators, bei Verbleiben Wekwerths als Intendant Subventionen zu streichen, kaum Reaktionen des Ensembles. Eine Schauspielerin, die in der NEUEN BERLINER ILLUSTRIERTEN erklärte, „wir lassen uns unseren Intendanten nicht als Altlast nehmen“, bewirbt sich ohne Wissen des Ensembles beim Kultursenator um die Stelle des Intendanten mit der Begründung: „Die Bedingung des Senats ist im Berliner Ensemble erfüllt, die stalinistische Leitung ist gekippt.“

Juli 1991 Gegen den Protest von Roloff-Momin Abschluß eines neuen Vertrages als Regisseur mit dem amtierenden BE-Intendanten René Serge-Mund, vormals Verwaltungsdirektor des BE.
[Kündigung des Regie-Vertrages zum 31. 12. 1992 wegen beginnender Auflösung des BE durch die vom Senat veranlaßten unrechtmäßigen Kündigungen von 15 Mitgliedern, darunter Gisela May, Franziska Troegner, Renate Richter, Barbara Dittus, Peter Bause, Peter Tepper, Joachim Tenschert (Chefdramaturg), Walter Braunroth (technischer Direktor), Franz Viehmann.]

 

Bereits 1988 teilte Akademiepräsident Wekwerth dem Präsidium mit, 1990, nach Ablauf von zwei Legislaturperioden (8 Jahre), nicht wieder als Präsident zu kandidieren. Antrag auf Veränderung des Status, die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Legislaturperioden zu begrenzen. Der Antrag wird angenommen.

Juni 1990 Wekwerth schlägt Heiner Müller und Heiner Carow als Nachfolge-Kandidaten vor. Heiner Müller erhält bei der Abstimmung im Plenum eine Mehrheit und wird neuer Präsident.

 

1991 Der Präsident Müller schlägt vor, zur Legitimation der Mitgliedschaft unter neuen politischen Bedingungen eine Neuwahl aller Akademiemitglieder durchzuführen. Die Neuwahl ist im November 1991.

„An Manfred Wekwerth, Berlin
Zur Wahl stellten sich 106 Mitglieder. Von den 106 zur Wahl stehenden Mitgliedern erhielten 69 die nötigen Stimmen, sie wurden zu Mitgliedern der neuen Akademie gewählt. Sie haben 43 Stimmen erhalten. Ich beglückwünsche Sie zu dieser Wahl. Ich bitte um Ihre Mitarbeit. 9. Dezember 1991 Heiner Müller“

 

1990/93 Medien-Kampagne

Klaus-Rüdiger Landowsky (CDU-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, 1992)
„Wekwerth ist ein politischer Nutznießer ohne wirklich bedeutende künstlerische Leistungen.“

Ulrich Roloff-Momin (Senator für Kultur, Berlin, 1991)
„Durch seine vergangene Tätigkeit ist eine Weiterbeschäftigung Wekwerths an einem Berliner Theater mit dem Grundgesetz der Bundesrepublik nicht vereinbar.“

ZDF-Personendatenbank LEUTE (Munzinger-Archiv 1991)
„SED-Karrierist“.

 

1993 DER SPIEGEL bringt kurz vor der Abstimmung im Berliner Abgeordnetenhaus über eine Fusion der Ostakademie und der Westakademie im Berliner Abgeordnetenhaus, eine Meldung:

„Was tat der berühmte Brechtschüler zwischen 1959 und 1969? Er diente der Stasi.“

Mein Dementi
„Ich hatte als Chefregisseur des Berliner Ensembles natürlich ständigen Kontakt mit der ‚Stasi’, und zwar vor jeder Tournee ins „nichtsozialistische Währungsgebiet“. Es gab Auseinandersetzungen, wenn die ‚Stasi’ bei Mitreisenden ‚Sicherheitsbedenken’ anmeldete und wegen Zweifel an einer Rückkehr die Zustimmung zu einer Ausreise verweigerte. Ich habe (zu ihren Lebzeiten zusammen mit Helene Weigel) jeden Versuch, Mitglieder des Berliner Ensembles an der Ausreise zu hindern, zurückgewiesen. Es gab im Berliner Ensemble keinen einzigen Fall eines Ausreiseverbots. Und dadurch auch keinen Fall von ‚Republikflucht’.“

DER SPIEGEL veröffentlicht das Dementi nicht. Begründung:

„Manche Probleme und Vorkommnisse sind nur von privater, lokaler oder kurzlebiger Bedeutung, schildern Einzel- und Sonderfälle ohne allgemeine, gesellschaftliche Aussagekraft und sind daher für den SPIEGEL kein vordringliches Thema“.
(Brief an Wekwerth vom 21. 05. 93)

Auf Grund der SPIEGEL-Meldung verfaßt Albert Eckert, kulturpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Grüne, am 4. 6. 1993 einen „Offenen Brief“:

Offener Brief an Prof. Dr. Manfred Wekwerth zu seiner Mitgliedschaft in der Akademie der Künste:
„Der Spiegel hat berichtet, was andere seit langem behaupten und Sie bislang meines Wissens nicht öffentlich dementiert haben: daß Sie jahrelang eng mit dem Ministerium für Staatssicherheit zusammenarbeiteten. Das verträgt sich, wie ich meine, nicht mit Ihrer Mitgliedschaft in der Akademie der Künste … Wir wollen keine ‚ideologisch reine’ Akademie der Künste, sondern eine international besetzte und künstlerisch hervorragende, in der politisch Pluralismus herrscht. Doch Spitzeldienste haben mit politischem Pluralismus nichts gemein.“

Wekwerth schickt Eckert das nicht veröffentlichte Dementi. Darauf eine Pressemeldung:

„Zu Manfred Wekwerths Dementi einer Stasi-Mitarbeit erklären die kulturpolitischen Sprecher Werner Wiemann (F.D.P.) und Albert Eckert (Bündnis 90/Grüne AL/UFV) für ihre Fraktionen:
Wekwerths Reaktion, auf die Aufforderung von Bündnis 90/Grüne, wegen seiner vom SPIEGEL vermeldeten Stasi-Mitarbeit aus der Akademie der Künste auszutreten, ist in ihrer wohlformulierten Dreistigkeit ungeheuerlich ... Schließlich hatte das hochdekorierte ZK-Mitglied, hatte der Akademie-Präsident (seit 1982) immensen Einfluß. Daß er sich von seinem ‚Schild und Schwert’ (der Stasi) nicht kommandieren lassen mußte, ist nachvollziehbar.“

 

18. August 1993 Wekwerth schreibt an den Präsidenten der Akademie der Künste (West), Walter Jens, der gleichzeitig Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR ist, wenige Tage vor der Vereinigung der Akademien einen Brief:

„Alles in allem unterstellt man mir, daß ich fanatisch in die neue Akademie dränge, um sie zu unterwandern.
Lieber Walter Jens, wenn Sie es für richtig halten, würde ich Sie herzlich bitten, jedem, der es hören will, zu sagen, daß dem nicht so ist. Wenn Sie meinen, daß meine Mitgliedschaft dem Zusammenschluß der Akademien von West und Ost schadet, bin ich bereit, meine Neuwahl vom Dezember 1991 rückgängig zu machen und auf eine Mitgliedschaft in der neuen Akademie zu verzichten. Nicht, weil ich meinen Verdächtigern recht gebe, sondern weil ich deren Unwillen oder Unfähigkeit konstatiere, Wahrheiten zur Kenntnis zu nehmen. Ihre Urteile haben einen Grad von Dogmatik erreicht, der selbst in ‚Niederungen’ der DDR seinesgleichen sucht.
Wie immer Sie entscheiden, es bleibt meine Hochachtung für Ihr Bemühen in Zeiten rücksichtsloser Kolonisation, eine solidarische Vereinigung der Akademien anzustreben.
Es grüßt Sie herzlich Manfred Wekwerth“


Der Brief bleibt unbeantwortet.

Andere Meinungen

Peter Zadek, Regisseur
„Er ist einer von den Männern, die das deutsche Theater in den letzten dreißig Jahren gemacht haben. Das war manchmal Welttheater und manchmal weniger erfolgreich und bedeutend. Niemand hat das Recht, Wekwerth auf diese Hopplahoppweise zu beseitigen.“

Giorgio Strehler, Regisseur, Leiter des Piccolo Teatro Milano
„.. ich betrachte ihn als den vitalsten Fortsetzer der Brechtschen Lehre … Ich meine „Fortsetzer“ im Sinne von Kontinuität. Wekwerth ist ein Künstler, der die Theorie in die Theater- und Lebenspraxis umsetzen konnte.“

Anthony Hopkins, Schauspieler
„Leider konnten wir nur kurz am Coriolan zusammenarbeiten, kaum zweieinhalb Wochen, aber während dieser Zeit bekam ich einen Begriff von der großen Vision, die Manfred vorschwebte – seines tiefen und eindringlichen Verständnisses der menschlichen Natur. Besonders bemerkenswert war seine Fähigkeit, die obsessive Triebhaftigkeit heroischer Gestalten unverhüllt auf die Bühne zu bringen. In dieser Inszenierung zu spielen, war für mich eine Auszeichnung.“

Gerhard Scheumann, Filmregisseur, Akademiemitglied
„Und über den darf ich mitreden, denn mit Wekwerth verbindet mich eine über Jahre währende Zusammenarbeit in der Akademie der Künste der DDR. Aus unmittelbarer Nähe und durch 'Mittäterschaft'kann ich bezeugen, daß dieser Mann sich nicht schonte, wenn es gegen engstirnige kulturpolitische Entscheidungen der SED-Führung anzugehen galt.“

Thomas Flierl, Senator für Kultur, Berlin (2004)
„Als Schüler von Bertolt Brecht, großartiger Regisseur seiner Stücke, langjähriger Intendant des Berliner Ensembles und Präsident der Akademie der Künste der DDR haben Sie die deutschsprachige Theaterszene der vergangenen Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt.“

Elmar Faber, Verleger (2004)
„Ich erinnere mich an eine Lesung mit ihm, auf der sich ein Zuschauer darüber wunderte, daß sich der Brauch der Bilderstürmerei bis in den demokratischen Rechtsstaat der Bundesrepublik vererbt habe. Er solle sich keine Sorgen machen, entgegnete ihm Wekwerth, dies sei ein altes Ritual. Bilderstürmerei sei schon Teil der byzantinischen Kultur gewesen. Im alten Ägypten hätten sie, wenn neue Herrscher an die Macht kamen, die Kartuschen mit den Huldigungen der vergangenen Pharaonen zerschlagen – entweder, um flüssiges Geld aus der Zerstörung herauszuschlagen oder um Denkbilder einfach zu vernichten. Aber was habe es genützt? Auch die Marginalisierung der DDR in eine vergeßliche Fußnote werde mit einer Überraschung enden.“

 

Ab 1995 Theater Meiningen:

1995Kleiner Mann, was nun?“ Revue nach Fallada, Musik: Rainer Böhm.

1996 „Der gute Mensch von Sezuan“ von Brecht mit Tamara Korber als Shen-Te/Shui-Ta
als „Verwechslungskomödie über den ersehnten Wiedereinzug des Kapitals in Meiningen“.

1998 bis 2000 Theater des Ostens Berlin:

1998 Buch und Regie zu „DENN WIE MAN SICH BETTET, SO LIEGT MAN oder WAS KOSTET DIE WELT – eine Brecht-Revue“, Musik: Brecht, Weill, Dessau, Eisler, Hosalla. Gastspiele in 91 Städten im deutschsprachigen Raum.

1999 Goethes „Iphigenie auf Tauris“ – Prosafassung, Musik: Jan Garbarek. Beim Gastpiel zur Tagung der „Europäischen Akademie“ in Stuttgart 2000 als „Neuentdeckung der Iphigenie-Story“ bezeichnet.

1999 (zum zehnjährigen Bestehen des „Theaters des Ostens“) „Gefährliche Liebschaften“ – eigene Dramatisierung nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos (1782), Musik: Lully.

„Was Wekwerth aus dem Stoff gemacht hat, und vor allem wie, ist mindestens so faszinierend, wie das Thema selbst. Er läßt die Originalidee des Briefeschreibens und -lesens deutlich bestehen, legt dann ein Theaterstück darüber und verwebt beides so kunstvoll, dass die Grenzen zwischen literarischer Vorgabe und Drama verfließen. Das Ergebnis ist unglaublich spannend und bühnenwirksam.“ (Kölner Stadtanzeiger, 29. 9. 1999)

„Ich würde der lokalen Presse zustimmen, die die Fassung von Wekwerth als vorläufigen Höhepunkt aller bisherigen Dramatisierungen und Verfilmungen bezeichnet.“ (Neues Deutschland 14. 10. 1999)

 

2000/2002 Westdeutsches-Tournee-Theater (WTT)

2000: 50. Rittersaalspiele auf Schloß Burg: „Jedermann“ von Hofmannsthal in neuer Bearbeitung nach dem Original „comedi von dem sterbenden reichen menschen“ von Hans Sachs (1560), Musik: Strauss/Deodato, mit Hilmar Eichhorn.

2002: 52. Rittersaalspiele: „Celestina“ eigene Dramatisierung nach dem Roman von Fernando de Rojas (1499), Musik: Syman, mit Renate Richter. Die Presse schreibt von einer „Wiederentdeckung einer großen Schauspielerin und eines modernen Autors namens Rojas“.

 

1995 bis 2004 „neues theater“ Halle

1995Herr Puntila und sein Knecht Matti“ von Brecht, Musik: Dessau, mit Hilmar Eichhorn, Falk Rockstroh.
„Der seltene Fall einer deutschen Komödie“(Magdeburger Volksstimme)

1997Leben und Tod König Richard des Dritten“ mit: Hilmar Eichhorn, Hendrik Duryn.

1998Der Brotladen“ von Brecht. Zusammenarbeit mit der Gruppe „Roter Pfeffer“ in Bremen. Die jugendlichen Darsteller führen die „Arbeitslosen-Oper“ vor Arbeitslosen im Bremer Arbeitsamt auf.

2001 zusammen mit Peter Sodann, dem Intendanten des neuen theaters, Gründung der „Festspiele im Dom zu Halle“

2001Jedermann “ mit Hilmar Eichhorn;
„Jedermann“ wird bis 2005 im Dom und in vielen deutschsprachigen Städten gespielt.

2003Doktor Faustus“ (The Tragicall History of Doctor Faustus) von Christopher Marlowe, Musik: Syman, in eigener Übersetzung und Bearbeitung mit: Hilmar Eichhorn, Andreas Range, Wolfgang Boos

 

2003 WEGE ZU WOLF - eine Hommage an Friedrich Wolf, zusammengestellt von Wekwerth, Richter, Syman, Kompositionen: Hanns Eisler, Syman; mit Renate Richter, Manfred Wekwerth, Syman (Piano) aufgeführt in der Berliner Volksbühne, in Remscheid und Hechingen

 

2005 Alte Oper Erfurt „STARS“ („rock meets brecht“) Rock-Musical von Diether Dehm, in eigener Text-Fassung, Musik: EMMA (rock-band), mit: Hendrik Duryn, Wolfgang Boos, Ingolf Gorges, Renate Richter, Fritzi Eichhorn, Rose Maria Vischer, Edwin Gellner.
Fernsehaufzeichnung der Premiere am 11. 3. 2005.

 

seit 2000 Lehrtätigkeit am Rose Bruford College, London.

 

2001 Wahl zum “Honorary Fellow of the Rose Bruford College London”.
Begründung: „Für seine Verdienste um das europäische Theater”

 

2004 Eröffnungsvorlesung „BRECHT-THEATER – EINE ANTWORT AUF UNSERE ZEIT?” zum Brecht-Kolloquium in Havanna und Brecht-Programm ME-TI SAGT: „DAS SCHICKSAL DES MENSCHEN IST DER MENSCH“ mit: Renate Richter, Alejandro Quintana und Syman (Piano) zur Buchmesse Havanna im Februar 2004

 

Seit 1999 Mitglied des Ältestenrates der PDS, ab 2005 der LINKSPARTEI.PDS, ab 2007 der Partei DIE LINKE

 

2005 Brecht-Workshop „Sechs Tage Theaterarbeit“ an der Theaterhochschule Leipzig

 

2005 Vorwort zu SOZIALISMUS DES 21. JAHRHUNDERTS
WIRTSCHAFT, GESELLSCHAFT UND DEMOKRATIE NACH DEM GLOBALEN KAPITALISMUS
Von Heinz Dieterich (Mexiko)

 

Januar 2006 Workshop an der Theaterakademie Vorpommern, gemeinsam mit Renate Richter und Syman (Piano)

 

17./18 Februar 2006 „Brechttheater – eine Chance für die Zukunft?“
Vortrag im KuBa (Kulturbahnhof) Mörfelden und Aufführung des Films HAPPY END

 

19. Februar 2006
SONNTAGSGESPRÄCH in Frankfurt am Main: „Brecht und Buckwitz – eine Frankfurter Geschichte“, Moderation: Prof. Dr. Hans See

 

26. Februar 2006
„Club Voltaire“ in Frankfurt am Main: Lesung aus ERINNERN IST LEBEN, begleitet von Renate Richter und Syman (Piano) mit Liedern und Musik; Filmvorführung: HAPPY END

 

März 2006
DAS MANIFEST, Brechts Versifizierung des KOMMUNISTISCHEN MANIFEST, als Rezitativ (Piano, Schlagzeug und zwei Sprecher) erstmals zum 120. Geburtstag von Ernst Thälmann im Theater Karlshorst in Berlin aufgeführt.
Textfassung: Wekwerth, Musik: Syman, Percussion: Thorsten Adrian
Sprecher: Renate Richter, Hendrik Duryn

 

Mai 2006
ZERSTÖRUNG VON KULTUR und DIE KULTUR DER ZERSTÖRUNG
Manfred Wekwerth hält das Referat zur 2. Kulturkonferenz der DKP in Nürnberg

 

September 2006
22. bis 24. September Brecht-Tage (BRECHT GÜNLERI) in Istanbul
Aufführung des Films HAPPY END (mit türkischen Untertiteln); Brecht Programm im Goethe-Institut (zweisprachig)

METI SAGT: DAS SCHICKSAL DES MENSCHEN IST DER MENSCH
BRECHT-LIEDER UND BRECHT-TEXTE AUS 4. JAHRZEHNTEN
Mit Renate Richter, Manfred Wekwerth, Syman (Piano) und der türkischen Schauspielerin Zeliha Berksoy.

Seminar und Workshop an der Schauspielabteilung der Universität: THEATER NACH BRECHT; für Mitglieder von Off-Theatern anderentags ein workshop im Armenischen Theater

Im Mitos Boyut Verlag erscheint die türkische Fassung von MIT BRECHT IN HAVANNA, ergänzt durch Interviews und Texte von 2006.

„In Instanbul bot Wekwerth zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Renate Richter, und dem Pianisten Syman ein Programm, dem ein Spruch aus Brechts 'Me-ti' vorangestellt war 'Das Schicksal des Menschen ist der Mensch'. Sie sangen Brechtlieder und lasen ausgewählte Texte, die von Yalcin Baykul ins Türkische übersetzt und von der bekannten Schauspielerin Zeliha Berksoy vorgetragen wurden. Auf Grund des großen Andrangs mußte das Programm mit Verspätung beginnen, im Verlauf des Abends gab es aus dem Publikum zahlreiche emphatische Beifallsbekundungen, die von 'I-love-you-Renate'-Rufen bis zu Parolen wie 'Hoch die internationale Solidarität' reichten.“ (Bera Tamar)


Oktober 2006
Internationale Brechtkonferenz ER IST DAS EINFACHE, DAS SCHWER ZU MACHEN IST
– Brecht und der Kommunismus – im Berliner Theater Karlshorst
veranstaltet von der Marx-Engels-Stiftung Wuppertal, der Tageszeitung „junge Welt“ und dem ANTIEISZEITKOMITEE

B. B. in Karlshorst
Zu »Brecht und der Kommunismus« trafen sich Künstler und Wissenschaftler.
Einer der ersten Anrufer in der jungen Welt-Redaktion am Montag meinte: »Wißt ihr überhaupt, was ihr da gemacht hat? Solch eine Konferenz zu Brecht wird es auf lange Zeit nicht mehr geben.« Er bot seine Hilfe bei der Veröffentlichung der Referate an, aber es war schon ausgemacht: Die Marxistischen Blätter bringen sie im Januar heraus. Und nicht nur die Referate.
Denn es war tatsächlich eine Begegnung von Künstlern und Wissenschaftlern, die am vergangenen Wochenende im ehemaligen Haus der (sowjetischen) Offiziere in Berlin-Karlshorst stattgefunden hatte Schauspieler, Regisseure, Maler, Sänger und Musiker traten vor, neben und nach den Philosophen, dem Theaterwissenschaftler oder dem Literatur- und Kunsthistoriker auf die Bühne des Theaters, sprachen aus dem Stegreif, lasen Erinnerungen an Brecht. Das Zusammenspiel war ein Vergnügen, das mit dem Brecht-Konzert der Rockband Emma einen Schluß- und Höhepunkt fand.
Ersonnen hatten sich das Konzept nicht die Veranstalter, die als Einlader fungierten Marx-Engels-Stiftung-Wuppertal, junge Welt, Kulturpolitischer Arbeitskreis der DKP, Antieiszeitkomitee. Entstanden war die Idee in der Marx-Engels-Stiftung, gelangte von deren Vorsitzendem Werner Seppmann zu Manfred Wekwerth, dem Mitarbeiter Brechts und Regisseur. Der frühere Intendant des Berliner Ensembles und langjährige Präsident der DDR-Akademie der Künste nutzte seine Beziehungen in die Kunst- und Wissenschaftswelt und stiftete für diese beiden Tage im Oktober das Karlshorster Ensemble. Und setzte selbst die Akzente: Mit der Auswahl und Inszenierung der Versifizierung des »Manifest« durch Brecht, mit seinen Erinnerungen an den Stückeschreiber und mit seiner Auswahl der frühen Lieder und Gedichte des Augsburgers, deren Vortrag durch Rockband, Renate Richter und Hendrik Duryn die Zuhörer zu begeistertem Beifall brachte. Vom »Berliner Ensemble« wollte dann auch der Schauspieler Peter Bause in seinem fulminanten Auftritt nicht mehr reden, er erwähnte das Theater am Schiffbauerdamm.
Unsere Brecht-Bühne stand für zwei Tage einen Steinwurf von dem Gebäude entfernt, in dem die Vertreter des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichneten. Ein Zufall war das Ende nicht. (Arnold Schölzel)

Zum Abschluß der Internationalen Brecht-Konferenz hatte das Programm der Rockband EMMA Premiere: IN DER SÜNDER SCHAMVOLLEM GEWIMMEL oder Was Eugen Berthold Friedrich in Augsburg so alles gedichtet und gesungen hat. Eine Rockband erinnert sich an Brecht. Musikalische Leitung und Arrangements: Matthias Müller - Zusammenstellung und Regie: Manfred Wekwerth
Es singen: Matthias „Emma“ Hirschfeld, Renate Richter, Hendrik Duryn


„Das Einfache, das schwer zu machen ist“ (Brecht)
Krönender - und sehr unterhaltsamer - Abschluß der Brecht-Konferenz waren diese anderthalb Stunden… herausgekommen ist etwas sehr Lebendiges. Bandleader Matthias (Mattze) Müller hat die 'Klampfengriffe' Brechts genial verrockt. Die Musiker lösen sich unter Wekwetrths behutsamer Führung auch aus ihren Rollen und lesen Brechts 'Anleitungen zum Gebrauch der Lektionen'(…) Der junge Brecht und Rock, daß da noch keiner drauf gekommen ist. Altmeister Wekwerth hat in Karlshorst schwer gezeigt, daß das Einfache zu machen ist. Ein 'Praxisbeweis'. Applaus. Das ruft nach Wiederaufführung
. (Hanno Harnisch, NEUES DEUTSCHLAND)

Brecht und Rock?
Kann Brecht mit Rockmusik zusammengehen? Das Konzert gehört zu den besten Brecht-Programmen, die seit langem geboten wurden.
(David Salomon, OSSIETZKY)

 

November 2006
Brechts Versifizierung des Kommunistischen Manifest DAS MANIFEST, Musik Syman, Rezitativ für zwei Sprecher Piano und Schlagzeug, anläßlich der internationalen Konferenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin zum Thema: „Die Ökonomie des Sozialismus des 21. Jahrhunderts“
Sprecher des Rezitativs: Renate Richter und Alejandro Quintana; Piano: Syman; Schlagzeug: Torsten Adrian

Lesung aus ERINNERN IST LEBEN im Jugendzentrum SONNENSEGEL in Brandenburg

Auf Einladung der KPÖ Steiermark: Brechts DAS MANIFEST, Rezitativ für Piano, Schlagzeug und zwei Sprecher (Musik Syman) im „Volkshaus“ Graz.
Mit Renate Richter und Alejandro Quintana (Sprecher), Syman (Piano), Torsten Adrian (Schlagzeug)
und Lesung aus ERINNERN IST LEBEN mit Liedern von Brecht/Eisler/Dessau mit Renate Richter und Syman (Piano)

 

Januar 2007
Gastspiel im Theater Nordhausen: IN DER SÜNDER SCHAMVOLLEM GEWIMMEL oder Was Eugen Berthold Friedrich in Augsburg so alles gedichtet und gesungen hat. Eine Rockband erinnert sich an Brecht. Programm der Rockband EMMA

Februar 2007
als Reminiszens auf das vergangene "Brecht-Jahr" entsteht eine fröhliche Nachlese, die der OSSIETZKY veröffentlicht.

April 2007
Rede von Manfred Wekwerth zum Abschluß des Ostermarsches 2007. Die Rockband EMMA tritt, unterstützt von Renate Richter und Hendrik Duryn, mit dem von Wekwerth initiierten und inszenierten Brecht-Programm im Filmtheater "Babylon" auf.

31. August 2007
Verleihung des "Preises für Solidarität und Menschenwürde" an Manfred Wekwerth - die Laudatio hält der Schauspieler Rolf Becker.

 

2. Mai 2008
Veranstaltung beim Kongreß des Studierendenverbandes DIE LINKE.SDS im vollbesetzten Senatssaal der Humboldt-Universität zum Thema "Mit Theater die Welt verändern? Das Theater Bertolt Brechts in bewegten Zeiten" im Gespräch mit David Salomon.

 

Im Februar 2009 erschien im Kail-Homilius-Verlag Berlin ein neues Wekwerth-Buch:
MUT ZUM GENUSS, ein Brecht-Handbuch für Spieler, Zuschauer, Mitstreiter und Streiter

aus dem Vorwort:
Dieses Handbuch ist ein Versuch, in der Art eines Nachschlagewerkes Fakten, Ansichten, Erfahrungen, Geschichten, Beobachtungen, Denkweisen, Vermutungen, Irrtümer, Berichte über Probenpraxis und über Experimente, stammend aus der Zeit meiner Zusammenarbeit mit Brecht und später aus meiner Arbeit mit seinem Theater, vor dem Vergessen zu bewahren und denen zur Verfügung zu stellen, die an Brecht interessiert sind und ihn für ihre Arbeit benutzen wollen. Dabei geht es auch um Erkundung, wo und wie Brecht in heutigen Theateraufführungen zu finden oder nicht zu finden ist. Denen aber, die Brecht ablehnen, gibt es die Möglichkeit, das Richtige abzulehnen.
Und vielleicht gelingt es mir, Brecht einmal selbst zu „verfremden“ und zur allgemeinen Ermutigung sein Theater einmal nicht – wie ich es selbst häufig getan habe – hauptsächlich von der Absicht „eingreifenden Denkens“ her zu beschreiben, sondern einfach als Wagnis zu besserem Theater.
Kurz: als Mut zum Genuß.

Im Dezember 2009 sieht sich Manfred Wekwerth zu folgender e-mail-Nachricht an die britische Germanistin Laura Bradley veranlaßt:

"Liebe Laura,
Gratulation zu dem neuen Buch.
Aber ich muß die Zustimmung zum Abdruck verweigern, da es - jedenfalls, was den Berliner-Ensemble-Teil betrifft - wissenschaftlicher Kriterien und historisch-dokumentarischer Akribie entbehrt.

Es tut mir um Ihre viele Arbeit, die ich achte, leid. Aber, wenn der Arbeit Vermutungen, Spekulationen, Lügen, Voruteile zugrundeliegen, kann das Ergebnis nur so werden, wie es ist. Und daran möchte ich nicht - nicht einmal mit einer Druckzustimmung - beteiligt sein.
Trotzdem herzlich
Ihr Manfred Wekwerth"

 

Am 18. Februar 2010 traten Manfred Wekwerth und Hilmar Thate nach fast dreißig Jahren wieder gemeinsam vor ihr Publikum: Im Bürgerhaus Grünau vor hoffnungslos ausverkauftem Saal las der Schauspieler aus seiner Autobiographie, sang Brecht und Busch, begleitet von Christine Reumschüssel. Das Ganze stand unter dem Motto "Mut zum Genuß", denn schließlich war es Manfred Wekwerths Einladung und folgerichtig leitete er den Abend ein. (Was man hier nachlesen kann.) (Das "Neue Deutschland" berichtete.)

Im März wurden die Unterlagen, die die "Gauck/Birthler-Behörde" über Günter Grass besitzt, veröffentlicht. Aus gegebener Erwähnung dort schrieb M. W. einen Artikel, den die "jungeWelt" in ihrer Ausgabe vom 11. März 2010 auf Seite 13 veröffentlichte:

Der Lyriker Helmut Richter (Prof. Helmut Richter ist Schriftsteller. Sein sicherlich bekanntester Text ist „Über sieben Brücken mußt du gehn.“) schrieb ihm einen Brief, auf den M. W. antwortete:

Lieber Helmut Richter,
vielen Dank für Deine liebenswerte „Solidarisierung“, betreffend den groß geplanten Coup mit GRASS UND STASI, der sich selbst marginalisierte. Hier meine – dem Anlaß entsprechend etwas laxe – Erwiderung auf den ganzen Quatsch, der allerdings, was den Erfindungsgeist der Autoren um Grass und Stasi betrifft, Bewunderung verdient.
Die Schwindelei beginnt im Vorwort des Buches, wo der Autor behauptet, mir vor Erscheinen des Buches die volle Einsicht in die "Akte Grass" angeboten zu haben, was ich ("Schuldeingeständnis"!) radikal zurückgewiesen hätte. Davon weiß ich nichts und kannte bis zum Erscheinen des Grass-Buchs nicht einmal den Namen des Autors. Zu meiner "Spitzeltätigkeit": Ich habe mit Grass überhaupt nur zweimal zu tun gehabt: einmal beim öffentlichen "Verreißen" seines unfaßbar schlechten (und somit wirkungslosen) Stückes DIE PLEJEBER PROBEN DEN AUFSTAND, und ein zweites Mal von Präsident zu Präsident.
Ich habe sehr gelacht, daß ich, immerhin Präsident der Akademie der Künste, dem kulturellen Flachkopf und Union-Fußball-Fan namens Mielke auch nur eine Zeile geschrieben haben soll. Wenn ich neben meiner Berühmtheit als Theatermann nun auch noch – von wem immer – zum berühmten Geheimagenten gemacht werden soll, dann bitte mit Achtung meines Renommees ... Da ist ein Schlapphut von Mielke nicht drin, da muß es schon mindestens ein 007 seiner Majestät Erich des Honecker sein … Meine Erwiderung, erschien in der „jungen Welt“ vom 11. März 2010 - hier eine leicht modifizierte Version für Dich:

(... und nun auch für die hier Lesenden)

Eröffnungen

Neue Eröffnungen über Günther Grass legen die Vermutung nahe, daß mit Fakten nun wirklich Schluß sein soll, um Platz zu schaffen für ein WEITES FELD der Dichtung im Kampf um die Erhaltung des Unrechtsstaates, der in der Öffentlichkeit mehr und mehr ins Wanken gerät. Hier muß dringend nachgelegt werden. Und dafür muß nun wieder Günther Grass herhalten, den man schon einmal mit harschen Eröffnungen beglückte, damals betraf es seine Jugendsünden. Da ich diesmal auch eröffnet wurde, hier eine kleine Ergänzung.
Günther Grass war mir ein anregender Partner, denn wir waren beide Präsidenten von Akademien der Künste, einer in West der andere in Ost. Eigentlich mit offizieller strenger Trennungslinie. Wir waren uns auf diese Weise nie begegnet. Aber eines Tages reichte es uns nicht mehr, daß wir uns nicht persönlich kannten. Nach einem Telefonat mit Rolf Szymanski, seinem Vize, setzte ich mich ins Auto und fuhr in den Hanseatenweg nach Westberlin, wo ich präsidial mit französischem Cognac empfangen wurde. Unser Gespräch „grassierte“ sofort vom 100sten ins 1000ste. Da ich vor Jahren sein nicht sehr gutes und überraschend ahnungsloses Stück DIE PLEBEJER PROBEN DEN AUFSTAND (eine Geschichte um Brecht am 17. Juni 1953) in der WELTBÜHNE verrissen hatte, gab es immer noch heftigen Streit, bis wir uns einigen konnten, daß Helene Weigel wohl doch kein „Flintenweib“ gewesen sei und Brecht wohl auch nicht die „Plebejer“ mit den Worten „im Stich ließ“: „Jetzt fahre ich nach Buckow und schreibe die BUCKOWER ELEGIEN“, da er, wie man weiß, den ganzen Tag über mit den Streikenden auf der Straße diskutierte.
Wir fanden auch zusammen bei der Beschimpfung von Leuten auf beiden Seiten, die in die Kunst hineinreden, ohne etwas davon zu verstehen. Nach einem Durcheinanderwirbel von Meinungen, Urteilen, Vorurteilen gab es dann Einigkeit in einer Sache, die wir zum gemeinsamen Projekt machen wollten: die Misere und seltenen Aufstiege der deutschen Geschichte erzählt mit Mitteln der Kunst über DEN DEUTSCHEN WALD: denn der reicht vom Teutoburger Wald, über die Blaue Blume der Romantik, zeitweilig bis zu den Waldruinen vor Verdun bis zur Verfeuerung der Waldreste nach dem zweiten Weltkrieg und zum sauren Regen, mit dem ein boomendes „Wirtschaftswunder“ nun den DEUTSCHEN WALD als Opfer fordert. Es sollten sich an der Verwirklichung des DEUTSCHEN WALDES alle Künste beteiligen und auch Partner aus Historie und Naturwissenschaft. Auch unsere Akademie fand das ein spannendes Projekt. Es scheiterte aber – nicht, wie heute so etwas scheitert, am Geld, sondern Grass hörte als Präsident auf und ich hatte in der „Ost“-Akademie durch Statutenbeschluß durchgesetzt, daß die Amtsperiode der Präsidenten auf zwei Wahlperioden begrenzt wird (um Koni Wolfs Schicksal zu vermeiden:, der als Präsident anscheinend „lebenslänglich“ hatte) So blieb DER DEUTSCHE WALD eine Kopfgeburt. aber immer noch eine hoffnungsvolle, denn inzwischen gibt es ja nur einen Präsidenten, und es wäre doch gelacht, wenn der ein so gutes „Grass-Projekt“ nicht durchsetzen könnte.
Ach ja, ehe ich es vergesse, selbstverständlich berichtete ich von dem anregenden Gespräch Leuten, die dem Akademie-Präsidenten angemessene Partner waren: Kurt Hager und (Kultur)Minister Hoffmann, vielleicht um auch die etwas anzuregen.

Manfred Wekwerth


 

Mai 2010: Manfreds Wekwerths Anmerkungen zur Biographie von Jochen Voit über Ernst Busch - hier im pdf-Format.

 

23. Oktober 2010: Bei einem großen Konzert der Rockband EMMA im ausverkauften Theater Nordhausen hat sie endlich ihre Premiere - die CD mit dem Programm EMMA rockt BRECHT: »In der Sünder schamvollem Gewimmel« (ISBN 978-3-939828-41-9).

Das Konzert war ein überwältigender Erfolg, wie auch die junge Welt zu berichten wußte.

 

21. November 2010: Renate Richter und Hilmar Thate lesen im überfüllten Brecht-Weigel-Haus zur Premiere des im Aurora-Verlag erschienen Buches, herausgegeben von Joachim Lang: "Neues vom alten Brecht. Manfred Wekwerth im Gespräch". Natürlich ist Manfred Wekwerth anwesend und steht auch dem zahlreich und prominent erschienenen Publikum im Brecht-Weigel-Haus zum Interview zur Verfügung. "Ich freue mich, daß Sie alle gekommen sind", sagt er am Anfang, "damit hatte ich gerechnet."

 

2011: Manfred Wekwerth mischt sich wieder verstärkt ein - via "Ossietzky" - denn die aktuelle deutsche (Kriegs)Politik fordert seinen Widerspruch heraus. Im April schreibt er für das Heft 8/2011 unter dem Titel "Kriegsgründe" einen sarkastischen Kommentar, Shakespeare und seine eigene Arbeit beispielsweise mit "Troilus und Cressida" nutzend. Seine Betrachtung zur "Psychologie als Geheimwaffe" findet sich gedruckt in Heft 10/2011. Und im Heft 12 dieses Jahres geht es um "Das vorverlegte Jüngste Gericht".

 

20. Mai 2011: Lesung und Gespräch bei der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde. Renate Richter und Manfred Wekwerth lesen aus dem von Joachim Lang herausgegeben Interviewbuch "Neues vom alten Brecht.Manfred Wekwerth im Gespräch". Der Saal ist gut gefüllt, das Publikum nicht nur interessiert und aufmerksam, sondern auch fragelustig.

 

11. September 2011: Endlich: Das langerwartete Konzert von EMMA am historischen Ort findet statt. Bei bestem Wetter auf der Treppe zum Garten vor vielen Begeisterten und die Lieder Mitsingenden - ein echter künstlerischer Höhepunkt eines schönen Kunstfestes im Brecht-Weigel-Haus in Buckow. (einige Bildimpressionen in der Bildleiste hier links ein Bericht von David Salomon hier)

 

Oktober 2011: Manfred Wekwerth schließt sich mit anderen Intellektuellen dem Appell der beiden weltbekannten griechischen Antifaschisten Manolis Glezos und Mikis Theodorakis an. Hier ist der Wortlaut ihres Appells für die Rettung der Völker Europas - zu lesen, herunterzuladen - und natürlich auch zu verbreiten.

 

15. Oktober 2011: In Wintzingerode feiern Diana und Matthias Müller (Mattze) von der Band Emma gemeinsam ihren "80" Geburtstag, also beide ihren 40. Renate Richter und Manfred Wekwerth sind gefeierte Ehrengäste - und eröffnen den Tanz.

 

Im April 2012 führt der Regisseur und Autor Dr. Heinrich Breloer ein längeres Gespräch mit Manfred Wekwerth in Berlin-Grünau als Konsultation für einen Brechtfilm, an dem er arbeitet.

 

Im Dezember 2012 erhalten Manfred Wekwerth und Renate Richter eine Einladung zu einer Internationalen Brecht-Konferenz in Athen für den April 2013. Und Manfred Wekwerth muß einen Antwortbrief verfassen, der ihm keinen Spaß macht.

 

Manfred Wekwerth gibt Diether Dehm für den Internetfernsehsender weltnetz.tv ein Interview über im Brechtschen Sinne politisch eingreifende Theaterkunst in Zeiten des entfesselten globalen Kapitalismus.

 

Die nächsten Aktivitäten finden sich auf den Seiten mit den Veranstaltungen und Veröffentlichungen.

 

Und wie wir nun wissen, ist der letzte Artikel von Manfred Wekwerth im "Ossietzky" seiner Kollegin und Freundin Gisela May zu ihrem 90. Geburtstag gewidmet. Typisch für ihn, der gern lobte, wo es um Hervorragendes ging.

 

Wir haben Manfred Wekwerth am 16. Juli 2014 verloren - am Tag, als die Bühne des "BE" unter Wasser stand ...

 


 

Wir haben den Geschichtenerzähler verloren.

Prof. Dr. Manfred Wekwerth

3. Dezember 1929 - 16. Juli 2014

Neulehrer, Brecht-Schüler, Regisseur, Welt-Theatermann, Akademiepräsident, warmherziger Freund und humorvoller Lehrer, dialektischer Analytiker unserer Welt, weiser Schreiber, eingreifender Künstler …


Die Trauerfeier fand auf dem Grünauer Waldfriedhof statt.

Zur Gedenkfeier für Manfred Wekwerth laden wir am 3. Dezember 2014,
19 Uhr in den Münzenbergsaal, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin ein.

Sein noch unbekanntes Interview steht jetzt schon auf weltnetz.tv.
   
Carmen-Maja Antoni Dr. Daniel Küchenmeister
Chris Baldwin Sigrid Kunze
Hellena und Peter Bause Rudi Kurz
Rolf Becker Dr. Joachim A. Lang
Max Beinemann Renate Loewenberg
Traudel Berthold Helmuth Lohner
Hermann Beyer Gisela May
Evamaria Böhm Wolfgang Metzger
Volker Braun Maria und Dr. Peter Michel
Uwe Bräuner Gisela May
Wolf Bunge Dr. Hans Modrow
Daniela Dahn Dr. Matthias Oehme
Dr. Diether Dehm Herbert Olschok
Victor Deiß Eberhard Panitz
Angelica Domröse und Hilmar Thate Emöke Pöstenyi und Wolfgang Kohlhaase
Hendrik Duryn Christiane Rößler
Rockband EMMA männlich Prof. Dr. David Salomon
Elmar Faber Erich Schaffner
Ilsegret und Prof. Dr. Heiner Fink Hermann Schein
Gert Gampe Dr. Arnold Schölzel
Manfred "Mc" Grund Jaecki Schwarz
Prof. Dr. Anne-Kathrin Gummich Martin Seifert
Dr. Angelika und Klaus-Detlef Haas Hans-Georg Simmgen
Heiner Halberstadt Peter Sodann
Petite Hartmann Friedo Solter
Heidrun Hegewald Lydia und Eckart Spoo
Elgin Helmstaedt Gisa Stoll
Dr. Monika und Klaus Höpcke Christa und Dr. Armin Stolper
Prof. Dr. Anthony Hozier Ines und Fred Symann
Gabriele Jander Peter Tepper
Dr. Hermann Kant Vera Tenschert
Inge Keller Peter Voigt
Prof. Dr. Hermann Klenner Hildegard Waltemate und Prof. Dr. Hans See
Hermann Kopp Carl M. Weber
Prof. Dr. Herbert Kreibich Konstantin Wecker
Egon Krenz Prof. Dr. Robert Weimann
Claus Küchenmeister Dr. Siegfried Wein

 

Wer seinen Namen ergänzt sehen möchte, sage das bitte hier ...


 


Veröffentlichungen, u. a.:

THEATER IN VERÄNDERUNG
Aufbau-Verlag Berlin 1960

REGIEARBEIT MIT LAIENKÜNSTLERN
Arche Paris 1963

NOTATE – über die Arbeit des BERLINER ENSEMBLE
Suhrkamp-Verlag Frankfurt/Main 19 67, Aufbau-Verlag Berlin 1966

ARBEIT MIT BRECHT – Schriften zum Theater
Henschelverlag Berlin 1975, Ergänzte Neuauflage 1978

THEATER UND WISSENSCHAFT (Dissertation)
Hanser-Verlag München 1975

BRECHT?
Berichte – Erfahrungen – Polemik
Hanser-Verlag München 1976

THEATER IN DISKUSSION
Henschelverlag Berlin 1982

ERINNERN IST LEBEN – Autobiographie
Verlag Faber & Faber Leipzig 2000

MIT BRECHT IN HAVANNA
Spotless-Verlag Berlin 2004

POLITISCHES THEATER UND PHILOSOPHIE DER PRAXIS
oder WIE BRECHT THEATER MACHTE

In: Z ZEITSCHRIFT MARXISTISCHE ERNEUERUNG, Nr. 66, Juni 2006, S. 7 - 37

Ab 2000 Lesereisen „ERINNERN IST LEBEN mit Liedern (Renate Richter, am Piano begleitet von Syman) und Diskussion“ u. a. nach Chemnitz, Düsseldorf, Bremen, München, Schwedt, Cottbus, Berlin, Remscheid.

Veranstaltungen ME-TI SAGT: „DAS SCHICKSAL DES MENSCHEN IST DER MENSCH“ (Cuba-Programm) mit Renate Richter und Syman u. a. in Berlin, Bautzen, Hechingen, Remscheid, Schwedt, Dortmund.


Essays für DAS ARGUMENT, Zeitschrift für Philosophie:

STOCKHOLMER SEMINAR
Sonderband AS 50 1980

WEITERARBEIT DES BERLINER ENSEMBLE
IN DEN NEUNZIGER JAHREN
Nr. 187 1990

WAS SPRICHT EIGENTLICH GEGEN BRECHT?
Nr. 226 1998

DER VORMARSCH DER HUMORISTEN
Nr. 252 2003

BRECHT-THEATER – EINE CHANCE FÜR DIE ZUKUNFT?
Nr. 255 2004

Brechts "Einfachheit"
In: DAS ARGUMENT 286/2006

NACHTRAG ZU EINEM ABWEGIGEN BEITRAG
in: DAS ARGUMENT 286/2006

POLITISCHES THEATER UND PHILOSOPHIE DER PRAXIS
oder WIE BRECHT THEATER MACHTE

In: Z ZEITSCHRIFT MARXISTISCHE ERNEUERUNG, Nr. 66, Juni 2006, S. 7 - 37

Seit 2003 Autor der Zeitschrift OSSIETZKY
z. B.:

Brecht-Jubiläum – eine fröhliche Nachlese
In: OSSIETZKY 3/2007

Kriegsgründe
erschienen in: OSSIETZKY 8/2011

Psychologie als Geheimwaffe
In: OSSIETZKY 10/2011

ZERSTÖRUNG DER KULTUR
In: MARXISTISCHE BLÄTTER, Flugschrift 22/2006


Übersetzungen, Bearbeitungen:

„Leben und Tod König Richard des Dritten“ von Shakespeare (1970)

„Jegor Bulytschow und die anderen“ von Maxim Gorki (1972)

„Happy End“ Drehbuch nach der Komödie von Dorothy Lane (Elisabeth Hauptmann) (1976)

„Zement” Drehbuch nach dem Roman von Fjodor Gladkow (1973)

„Die unheilige Sophia“ Drehbuch nach dem Roman von Eberhard Panitz (1974)

„Troilus und Cressida“ von Shakespeare (1985)

„Elisabeth –zufällig eine Frau“ von Dario Fo (1986)

„Der Selbstmörder“ von Nikolai Erdman (1989)

„Der Florentiner Strohhut“ von Eugène Labiche (1992)

„Jedermann“ von Hofmannsthal (2000)

„Die Tragische Geschichte des Doktor Faustus“ von Christopher Marlowe (2003)

Libretto zur „Puntila-Oper“ von Paul Dessau, zusammen mit Peter Palitzsch

 

Stücke:

„Gefährliche Liebschaften“ Szenen nach Choderlos de Laclos (1999)

„Celestina“ nach dem Roman des Fernando de Rojas (2002)

(Alle Stücke und Übersetzungen im „Drei Masken Verlag München“)

 

Auszeichnungen:

Nationalpreis der DDR 1959 (Arturo Ui), 1961 (Frau Flinz), 1989 (Gesamtarbeit), Heinrich-Greif-Preis („Die unheilige Sophia“), Preis des Theaters der Nationen, Paris und Großer Preis der Pariser Theater- und Musikkritik („Arturo Ui“), Sonderpreis des Locarno-Festival (Courage-Film), Karl-Marx-Orden der DDR u. a.

 

Filme über Manfred Wekwerth:

1964: DER CHEFREGISSEUR
Ein Arbeitsbericht mit Elisabeth Hauptmann, Paul Dessau, Karl von Appen, Joachim Tenschert, Helmut Baierl, Ekkehard Schall, Wolf Kaiser u. a.
Buch: Baierl/Pröll
Fernsehen der DDR 1964

1968: JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE IM BERLINER ENSEMBLE
mit Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert/Hanne Hiob
Probenbericht 1968
Buch und Regie: Otto Galehr
ZDF 1968

1984: ICH ERZÄHL SO GERN GESCHICHTEN …
Ein Wekwerth-Porträt
Buch: Dieter Kranz
Regie: Annelies Thomas
Fernsehen der DDR 1984

 

Wekwerth-Archiv in der Stiftung Archive der Akademie der Künste Berlin:

Im Wekwerth-Archiv befinden sich:

- Materialien und Kritiken zu den Inszenierungen Wekwerths
- Video-Aufzeichnungen von Inszenierungen
- Filme von Wekwerth
- Biographische Filme über Wekwerth

 

Verheiratet mit der Schauspielerin Renate Richter,
gemeinsame Tochter, Dr. Christine Weckwerth, Philosophin,
Enkelinnen Helene und Lucie Weckwerth

Manfred Wekwerth lebte in Berlin-Grünau, Rabindranath-Tagore-Straße 13.

 

 

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